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In Deutschland begannen Ludwig Heinrich von Jakob (Grundsätze

der Nationalökonomie, 1809) und Karl Heinrich Rau (Lehrbuch der poli-

tischen Ökonomie, 1826, seither viele Auflagen, dann von Adolph Wagner

neu bearbeitet), beide Anhänger von Smith, die Trennung der theoreti-

schen und praktischen Lehren unserer Wissenschaft durchzuführen, die

von nun an in drei Teilfächer zerfiel: die t h e o r e t i s c h e V o l k s -

w i r t s c h a f t s l e h r e , d i e p r a k t i s c h e V o l k s w i r t s c h a f t s -

l e h r e o d e r V o l k s w i r t s c h a f t s p o l i t i k u n d d i e F i n a n z -

w i s s e n s c h a f t . Unter die ersten Smithianer zählen insbesondere

auch Gottlieb Hufeland (Neue Grundlegung der Staatswirtschaftskunst, I,

1807, II, 1813) und Johann Friedrich Eusebius Lotz (Revision der Grund-

begriffe der Nationalwirtschaftslehre, 1811 ff.), ein entschiedener Frei-

händler. Das genannte Rauische Lehrbuch hat ein halbes Jahrhundert

hindurch die deutsche Wissenschaft beherrscht. Später trat als der be-

deutendste dieser Reihe Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann

(Staatswirtschaftliche Untersuchungen, München 1832

1

) hervor. Endlich

gehört hierher auch der Deutschrusse Heinrich von Storch (Handbuch der

Nationalwirtschaftslehre, aus dem Französischen von Karl Heinrich Rau

2

,

Hamburg 1819/20). — Von den deutschen Smithianern ist zu bemerken,

daß sie im allgemeinen die Arbeitswerttheorie nicht annahmen, sondern

eine Erklärung des Wertes aus dem N u t z e n anstrebten

3

. — Über die

spätere deutsche Freihandelsbewegung siehe unten Seite 163 f.

2.

B e u r t e i l u n g d e r S m i t h i s c h e n

V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e .

E i n f ü h r u n g i n d i e V e r f a h r e n 1 e h r e

a.

D e r Systemgedanke

Der Systemgedanke Smiths ist durch den Eigennutz des Ein-

zelnen, der zu Tausch und Tauschwert führt, gekennzeichnet. Smith

geht zwar, wie seine Vorgänger, von der Frage nach der Reichtums-

quelle aus und findet diese in der Arbeit. Aber es kommt ihm auf

die Bedingungen an, denen die Arbeit unterliegt, insbesondere auf

die Steigerung der Fruchtbarkeit durch ihre Teilung. Arbeitsteilung

setzt aber voraus, daß für den M a r k t erzeugt werde. Von dieser

Seite des Tausches, des Marktes her hat Smith, wie immer wieder

hervorzuheben, alles gesehen, er hat die wirtschaftlichen Erschei-

nungen als Tausch-, das ist als „Verkehrs“vorgänge aufgefaßt und

1

Friedrich Benedikt Wilhelm von Hermann: Staatswirtschaftliche Un-

tersuchungen über Vermögen, Wirtschaft, Produktivität der Arbeiten,

Kapital, Preis, Gewinn, Einkommen und Verbrauch, 3. Aufl., Leipzig 1924.

2

Heinrich von Storch: Cours d’économie politique, Petersburg 1815.

3

Vgl. unten S. 199.