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Z u s a t z ü b e r d i e L e h r e v o n d e r S u b j e k t i v i t ä t d e r

S i n n e s q u a l i t ä t e n

Jeder Relativismus, Skeptizismus und Subjektivismus, zu Ende gedacht, drängt,

so zeigt sich, dahin, die Sinneserfahrung selbst nur relativ und subjektiv gelten

zu lassen. Und dieser Gedanke wieder zu Ende gedacht, führt dahin, die soge-

nannten Sinnesqualitäten, zum Beispiel Licht, Schall, grundsätzlich nur dem er-

kennenden S u b j e k t e , nicht dem G e g e n s t ä n d e zuzuschreiben

1

.

4.

Die e m p i r i s t i s c h e S i t t e n l e h r e :

U t i l i t a r i s m u s

Wenn die Sinnesempfindungen das Erste aller Erfahrung sind,

müssen sie auch die Grundlage des Sittlichen sein. Denn es gibt ja

nichts anderes in unserem Innern als Sinneseindrücke und ihre Um-

wandlungen. Das Sittliche kann nur das sein, was uns das höchste

Maß an förderlichen Empfindungen gewährt. Auf Nützlichkeit läuft

darnach das Wesen der Sittlichkeit hinaus — „ U t i l i t a r i s —

m u s “ (utilitas, Nützlichkeit), oder psychologisch gesehen: auf das

höchste Maß an Lustempfindungen — „H e d o n i s m u s “ (hedo-

nee, die Freude). — Da- / mit ist zugleich auch ein sittlicher Re-

l a t i v i s m u s gegeben, insofern Nutzen und Lust je nach Um-

ständen wechseln; ferner ein s i t t l i c h e r S u b j e k t i v i s -

m u s , insofern dieser Wechsel nach Subjekten verschieden ist.

5.

Die e m p i r i s t i s c h e S e e l e n l e h r e :

I n t e l l e k t u a l i s m u s , A s s o z i a t i o n s l e h r e ,

s e e l i s c h e r A t o m i s m u s , D e t e r m i n i s m u s

Folgt aus dem Sensualismus, wie sich zeigte, daß die unbebildeten

Sinneseindrücke als Vorstellungen den Stoff der Begriffe bilden,

dann ist damit die Seelenlehre intellektualistisch. Denn intellek-

tuelle Elemente, nämlich Vorstellungen, Denkelemente, sind ja nun

die Grundbestandteile des Seelenlebens. Damit ist aber wieder die

Aufgabe gestellt, die Verbindungen der Vorstellungen, ihre soge-

nannten „Assoziationen“, zu erforschen, und zwar gilt es, die Na-

turgesetze (mechanistischen Gesetze) derselben zu finden. Die See-

1

Vgl. unten Protagoras (S. 37), Thomas Hobbes (S. 40 f.), John Locke

(S. 44 ff.), französische Aufklärung (S. 42 f.), Demokrit (S. 52).