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b. Begriffsbildung und Logik
Entspricht es dem folgestrengen Sensualismus und damit auch
dem Positivismus, nur die Tatsachen in ihrer Abfolge oder ihrem
Nebeneinander festzustellen, so ergibt es sich, daß man sich auf
g r ö ß e n m ä ß i g e M e r k z e i c h e n , sogenannte quantita-
tive „Indizes“, beschränken muß, weil man ja den inneren Sinn-
gehalt der Geschehnisse nicht kennt. Wenn man z. B. sagen würde,
die Körper w o l l e n zur Erde fallen („sie suchen ihre Mitte“) oder
sie beeilen sich immer mehr, je näher sie ihrem Ziele kommen( „wie
Tiere, die dem Stalle zueilen“), so hätte man nur Bilder, die zu
nichts führen. Stelle ich aber die Geschwindigkeit des frei fallenden
Steines in den einander folgenden Augenblicken größenmäßig fest,
so komme ich zu dem mathematisch-mechanischen Begriffe der
„gleichförmig beschleunigten Bewegung“ und zuletzt zum Fallge-
setz. Damit ist die m e c h a n i s c h - u r s ä c h l i c h e Erfassung
der Dinge einerseits und die größenmäßig vorgehende oder ma-
t h e m a t i s c h e B e g r i f f s b i l d u n g andererseits gegeben.
— Diese Begriffsbildung ist bekanntlich jene der neuzeitlichen Phy-
sik und wurde in der Folge das Erkenntnisideal aller Naturwissen-
schaft, auch der biologischen Naturwissenschaft, endlich auch das
Erkenntnisideal der Geisteswissenschaften. Grundlegend für die em-
piristische Logik ist ferner, daß sie von den konkreten, einzelnen,
a n s c h a u l i c h e n V o r s t e l l u n g e n ausgeht und die ab-
strakte Vorstellung (Allgemeinvorstellung) ihr erst aus der anschau-
lichen folgt.
Allgemein liegt im Empirismus überhaupt und im besonderen
im Relativismus eine b e s t i m m t e B e g r i f f s b i l d u n g s -
l e h r e beschlossen. Es ist dieselbe, welche am Ende des Mittelalters
als „N o m i n a l i s m u s “ bezeichnet wurde. Nach dem Nomi-
nalismus sind die Allgemeinheiten, welche wir als Begriffe bezeich-
nen, z. B. die Gattung Eiche, keine Wirklichkeiten. Es gibt keine
Eichenheit, wirklich sind nur die einzelnen Eichen (beziehungsweise
deren Bestandteile, Atome). Unser Begriff ist nur eine Zusammen-
fassung, eine Abkürzung für die vielen ähnlichen Einzeldinge. Da-
mit ist auch der sogenannte S u b s t a n z b e g r i f f aufgelöst:
das was der Allgemeinbegriff als „Dinge“ (oder Gattung) bezeich-
net, ist nicht etwa eine Einheit verschiedener Merkmale (welche ver-
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