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6.

Die e m p i r i s t i s c h e O n t o l o g i e : M o n i s m u s

Eine Seinslehre oder Ontologie kann es streng genommen für den

Empirismus nicht geben. Denn nicht ein Sein, sondern eine Emp-

findung ist dasjenige, was für den Empirismus gegeben ist, dasjenige,

wovon er ausgeht. Eben deshalb ist der Empirismus Sensualismus

und nicht Ontologie.

Sobald der Empirismus über die Seinsnatur des Empfundenen, al-

so über das, was jenseits des Empfundenen, hinter dem Empfun-

denen steht, etwas aussagen will, ü b e r s c h r e i t e t e r d i e

E r f a h r u n g , wird er / zur Metaphysik (welche z. B. lehrt: alles

Sein ist nur von einer Art, M o n i s m u s von griechisch monos,

einer, und zwar nur Materie [ M a t e r i a l i s m u s

1

] ) . Da er

aber reiner Empirismus, reine Erfahrungslehre sein will, darf er

nicht Metaphysik werden. Er widerspräche damit seinen eigenen

Voraussetzungen.

In verfahrenmäßiger Hinsicht allerdings muß sich beim Empiris-

mus eine durchgängige Einheit, ein m o n i s t i s c h e r G r u n d -

z u g insoferne zeigen, als auf allen Wissensgebieten Gesetze glei-

cher Art, Naturgesetze angenommen werden. Die Gesellschaftslehre,

die Volkswirtschaftslehre wird zur „exakten Wissenschaft“, zur

„sozialen Physik“, ebenso die Seelenlehre zur seelischen Physik (in

der Assoziationspsychologie und „Experimentalpsychologie“), mit

einem Worte, jede Erscheinung wird als Naturtatsache behandelt.

Dieser monistische Grundzug, der jedem Empirismus eignet, ist

aber wesensgemäß nur verfahrenmäßiger Art, nicht ontologisch.

A.

Der r a t i o n a l i s t i s c h e o d e r h ö h e r e

E m p i r i s m u s

D a s G r u n d e r l e b n i s des einfachen und des höheren Em-

pirismus ist dasselbe. Beide nehmen das Sinnliche als das Endgültige

und Letzte. Sobald aber das Erlebnis des Empirismus seinen Schwer-

punkt nicht mehr in den Sinnesempfindungen hat, sondern Ver-

stand und Denken mit ihrer Selbstgewißheit in den Vorder-

1

Siehe darüber unten bei den „Fehlformen“, S. 50 f.