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bei A n t i s t h e n e s u n d b e i D i o g e n e s von Sinope ausbildete. Ohne die

skeptischen Voraussetzungen (vielmehr unter Fortbildung der sokratischen Tu-

gend- und Wissenslehre) forderten die Kyniker Bedürfnislosigkeit (das

μηδέν

δείοθαί τίνος

.

Kennzeichnend dafür ist die Erzählung, wonach Alexander der Große

den Diogenes, der gerade in der Sonne lag, aufsuchte und ihn aufforderte, sich

eine Gnade zu erbitten. Diogenes antwortete: „Geh mir ein wenig aus der Sonne.“

Die S t o i k e r bewahrten das Heldenhafte und Große der Kyniker und Skep-

tiker trotz ihres Eklektizismus. Wegen dieses letzteren gehören sie für uns in

einen anderen Zusammenhang

1

.

2.

Die N o m i n a l i s t e n

traten zuerst im 11. Jahrhundert auf ( R o s c e l i n u s aus Com-

piegne), namentlich aber im 14. Jahrhundert ( W i l h e l m v o n

O c k h a m ) . Sie leiten den Verfall des mittelalterlichen Idealismus

durch die Umbildung der Logik ein. Nicht das Allgemeine, die Gat-

tung (die Idee im platonischen Sinne) ist ihnen wirklich, sondern

nur die einzelnen Dinge (nicht die Eichenheit, sondern die einzelnen

Eichen). Es gibt kein Allgemeines, es gibt nur Einzelnes. Das Allge-

meine ist nur ein Name (nomen), daher „Nominalismus“, im Ge-

gensatz zum R e a l i s m u s , dem die Gattung oder das Allge-

meine das Reale, Wirkliche war

2

.

Hiermit war den Begriffen das übersubjektive Maß, welches im

Allgemeinen als einem Über-Einzelnen nach idealistischer Auffas-

sung liegt, genommen, Subjektivismus und Relativismus waren die

Folge, der Sensualismus mußte sich bald einstellen. D a m i t w a r

d i e E n t - / w i c k l u n g E u r o p a s z u m E m p i r i s -

m u s e i n g e l e i t e t , jene Entwicklung, die man in einem vor-

geschritteneren Stadium als Gesamtganzes die „englische und fran-

zösische Aufklärung“ nennt (die deutsche Aufklärung war nichts

Selbständiges).

Der nominalistische Grundgedanke, daß das Wissen zuletzt keinen anderen

Gegenstand habe als die sinnlichen Einzeldinge, ist bis heute noch die Grundlage

der herrschenden empiristischen Logik. F r a n c i s B a c o n (

1626) baut dar-

auf seine Lehre vom Experiment und der Induktion, dem Aufsteigen vom Ein-

zelnen zum Allgemeineren, das ihm selbst nur eine Summierung von Einzelnem

ist; ebenso J o h n S t u a r t M i l l (

1873), der Zusammenfasser und Voll-

ender der gesamten empiristischen Logik

3

.

1

Über die E p i k u r e e r siehe unten S. 58; über Existenzialismus siehe

unten S. 316.

2

Siehe oben S. 25.

3

Vgl. mein Buch: Ganzheitliche Logik, Eine Grundlegung, aus dem Nachlaß

herausgegeben von Walter Heinrich, Salzburg 1958 (= Stifterbibliothek, Bd 95 a-f).