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3. T h o m a s H o b b e s (1588—1679)

Wir übergehen hier G a l i l e i u n d N e w t o n

1

w i e G a s -

s e n d i (

1655) und lassen nur den entschiedensten unter den

neueren Empiristen, Thomas Hobbes („Leviathan“, London 1651;

„De corpore“, London 1655) sprechen, weil er die empiristischen

Gedanken klarer und folgerichtiger aussprach als seine Vorgänger,

aber auch als viele seiner Nachfolger.

Hobbes bestimmt die Philosophie als die Erkenntnis der Wir-

kungen oder der Phänomene aus angenommenen Ursachen

2

und

macht damit die Philosophie zur Naturwissenschaft, wobei aller-

dings gegenüber Bacon auch die deduktive Methode hervorgehoben

wird

3

. Hobbes trennt, wie die Nominalisten, die Religion von der

Philosophie, die sich auf die natürliche Vernunft stütze. Denken,

Schließen ist Rechnen, alles Rechnen läßt sich zurückführen auf

Addition und Subtraktion. Die Erkenntnis G o t t e s gehört dem

Glauben, nicht der Wissenschaft, an; denn wo nichts zu addieren

oder subtrahieren ist, hört das Denken auf. „Die Furcht vor unsicht-

baren Mächten, seien es erdichtete, seien es durch die Geschichte

überlieferte, ist Religion, wenn sie von Staats wegen festgestellt,

Aberglaube, wenn sie nicht von Staats wegen festgestellt ist.“

4

Der Ursprung alles W i s s e n s liegt nach Hobbes in den Ein-

wirkungen der Körper auf die Sinnesorgane, deren wechselnde Er-

scheinungen durch die Bewegungen der Teile des Körpers erklärt

werden. Diese Einwirkungen sind Bewegungen, welche die Sinne

(von da das Gehirn und das Herz) affizieren und dadurch rückwir-

kende Bewegungen der Sinnesorgane (vom Herzen zum Gehirn, /

zum Organ) hervorrufen, deren Ergebnis die Sinnesempfindung ist.

Die Bilder oder Sinnesqualitäten, durch welche wir die Bewegungen

empfinden, sind demnach nicht der Gegenstand selbst, sondern eine

aus unserem Innern stammende Bewegung. Von den Körpern

kommt kein Licht, sondern Bewegung, welche wir mit einer Gegen-

bewegung in unserem Innern beantworten. Die Sinnesqualitäten

1

Siehe darüber unten S. 47.

2

Thomas Hobbes: De corpore, I, 1.

3

Thomas Hobbes: De corpore, VI.

4

Thomas Hobbes: Leviathan, 6, p. 45. — Siehe Thomas Hobbes: Grundzüge

der Philosophie, in Auswahl übersetzt und herausgegeben von Max Frischeisen-

Köhler, Leipzig 1915—17 (= Philosophische Bibliothek, Bd 157—58).