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ihren e m p i r i s t i s c h e n Sinn. Denn bei Aristoteles war ein Über- und

Vorempirisches das Wesentliche des Verstandes, nämlich der „intellectus agens“,

die Sinnesempfindung konnte nur den Verstand in Tätigkeit setzen.

Indem L e i b n i z auf den empiristisch verstandenen Satz: „nihil est in in-

tellectu, quod non fuerit in sensu“, antwortete: „ n i s i i n t e l l e c t u s i p s e “ ,

außer der Verstand selbst, gab er die einfachste und schlagende Widerlegung jedes

Empirismus. Er zeigt damit, wo die Untersuchungen über den Verstand hätten ein-

setzen müssen: bei diesem als einem Vorempirischen, das Bedingung der Erfah-

rung ist

1

.

2.

D a v i d H u m e (1711—1776)

Drei Punkte sind in Humes scharfsinniger Lehre besonders her-

vorzuheben

2

: Erstens, Hume zerstört noch den scheinbaren Rest

des Substanzbegriffes, den Locke bestehen ließ; zweitens, er nimmt

dem Ursächlichkeitsbegriff, diesem Hauptbegriffe des empiristischen

Verfahrens, jeden Schein einer geistigen, nichtmechanischen Auf-

fassung; und drittens, er zerstört gründlicher, als es je vor ihm

geschehen, / den Begriff des Ich oder der Seele als einer selbstän-

digen Einheit (Substanz) im menschlichen Innenleben.

Hume spricht so das letzte Wort des Empirismus. Er vollendet

einerseits die psychologistische Denklehre (Logik), deren Grund-

lagen Locke und Hobbes gelegt hatten; andererseits die empiri-

stische, das heißt mechanistische Seelenlehre, später „Assoziations-

psychologie“ genannt, als eine „Psychologie ohne Seele“. Ebenso

vollendet er aber durch die Kritik des Ursächlichkeitsbegriffes die

mechanistische Verfahrenlehre.

/

In der U r s ä c h l i c h k e i t (Kausalität) liegt nach Hume keine Notwendig-

keit beschlossen. Weil wir uns daran „gewöhnt“ haben, jeweils auf bestimmte Er-

scheinungen bestimmte andere folgen zu sehen, schließen wir fälschlich, daß sie fol-

gen müßten. Aus der Tatsache b l o ß e r A u f e i n a n d e r f o l g e machen wir

fälschlich das Verhältnis notwendiger Wirkung oder Kausalität. Wir gehen also

dabei über das in der Wahrnehmung Gegebene hinaus. „Gewohnheit ist die große

Führerin des menschlichen Lebens. Dieses Prinzip allein macht uns unsere Erfah-

rung nützlich und läßt uns für die Zukunft eine ähnliche Reihe von Vorgängen

e r w a r t e n wie jene, die sich in der Vergangenheit gezeigt.“

3

Die Vor-

stellung einer Kraft der Wirkung, einer Kraft der Äußerung bilden wir nur da-

1

Siehe unten S. 84.

2

David Hume: An Enquiry Concerning Human Understanding, London, 1784,

deutsch von Raoul Richter unter dem Titel: Eine Untersuchung über den mensch-

lichen Verstand, 6. Aufl., Leipzig 1907 (= Philosophische Bibliothek, Bd 35).

3

David Hume: An Enquiry Concerning Human Understanding, London 1784,

deutsch von Raoul Richter: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand,

6. Aufl., Leipzig 1907, V, 1 (= Philosophische Bibliothek, Bd 35).