Table of Contents Table of Contents
Previous Page  573 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 573 / 9133 Next Page
Page Background

[72/73]

87

sem Falle — und zwar im Ackerbau ebenso wie im Gewerbe — nur

immer kleinere Mehrerträge abwerfen.

Ein kurzes Beispiel möge dies verdeutlichen. Gesetzt, es werde bei

bestimmter Technik und bestimmtem Kapitalaufwand das wirtschaftliche

Optimum der Bodenbearbeitung in Pflügen und Behacken p und einer

Düngung d erreicht. Dann würde ein Pflügen und Behacken 2 p und eine

Düngung 2 d zwar noch einen Mehrertrag geben, aber einen kleineren

als die früheren Aufwände. Einen kleineren (daher bei gleichen Preisen

nicht mehr optimalen) deswegen, w e i l d i e a n d e r e n E r z e u g u n g s -

b e d i n g u n g e n f e s t g e l e g t , nicht auch verdoppelt sind. — Es ist

klar, daß dieses Gesetz abnehmenden Mehrertrages überall gilt, wo

einige Erzeugungsbedingungen festgelegt sind, also auch im G e w e r b e

— wo sonst, allerdings nur bis zu einer gewissen Grenze, mit der Ver-

mehrung der Aufwände wegen fallender Generalunkosten ein Gesetz der

zunehmenden Erträge gilt —: überall dort nämlich, wo bei der Vermeh-

rung der Rohstoffe und Arbeiter auf schlechtere Arbeiter, teurere Roh-

stoffe, entferntere Lager gegriffen oder ein Teil der Erzeugungsmittel

durch irgendwelche Umstände festgelegt wird. Wenn z. B. in der Industrie

eine Verdoppelung des Erzeugnisses nicht durch zwei Arbeiter und zwei

Maschinen erreicht werden kann, muß durch längere Arbeitszeit, größere

Geschwindigkeit der Maschinen und dergleichen jene e i n s e i t i g e

S t e i g e r u n g d e r v e r ä n d e r l i c h e n A u f w ä n d e g e m a c h t

w e r d e n , d i e d a s B e s t v e r h ä l t n i s ü b e r s c h r e i t e t , also auch

teurer ist, und wohl absolute, aber nicht verhältnismäßige Zunahme des

Erzeugnisses bringt. Denn / die größere Schnelligkeit der Maschine und

so fort sind nicht das Optimum; sonst wären sie ja schon früher in

Anspruch genommen worden.

Allgemein wird übersehen, daß dem Gesetze des abnehmenden

Mehrertrages auch ein Gesetz des zunehmenden Mehrertrages ent-

spricht, überall dort nämlich, wo 1. das Opitmum noch nicht er-

reicht ist, für die Landwirtschaft ebenso wie für das Gewerbe —

praktisch z. B. überall dort, wo Kapitalmangel herrscht, so daß

Kapitalzuwüchse bis zum Optimum zunehmende Mehrerträge er-

geben; und wo 2. neue Techniken oder 3. wo neue Ziele (Beispiel:

Mode, Antialkoholbewegung) einsetzen. Denn das Gesetz des ab-

nehmenden Mehrertrages gilt, wie allgemein anerkannt, nur bei

gleichbleibender Technik. Durch technische Fortschritte wird das

Gesetz aufgehoben; es werden dann so lange zunehmende Erträge

für Mehraufwände erzielt, bis von dem neugewonnenen Optimum

aus weitere Aufwände wieder nur mit abnehmender Fruchtbarkeit

arbeiten

1

. Aber gerade hier ist der Punkt, wo sowohl das Gesetz

1

Wegen dieser s p r u n g h a f t e n Vermehrung der Erträge kann man

diese Bewegung nicht durch eine einfache arithmetische Progression, bei

der die Zuwüchse s t e t i g kleiner werden, ausdrücken.