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sem Falle — und zwar im Ackerbau ebenso wie im Gewerbe — nur
immer kleinere Mehrerträge abwerfen.
Ein kurzes Beispiel möge dies verdeutlichen. Gesetzt, es werde bei
bestimmter Technik und bestimmtem Kapitalaufwand das wirtschaftliche
Optimum der Bodenbearbeitung in Pflügen und Behacken p und einer
Düngung d erreicht. Dann würde ein Pflügen und Behacken 2 p und eine
Düngung 2 d zwar noch einen Mehrertrag geben, aber einen kleineren
als die früheren Aufwände. Einen kleineren (daher bei gleichen Preisen
nicht mehr optimalen) deswegen, w e i l d i e a n d e r e n E r z e u g u n g s -
b e d i n g u n g e n f e s t g e l e g t , nicht auch verdoppelt sind. — Es ist
klar, daß dieses Gesetz abnehmenden Mehrertrages überall gilt, wo
einige Erzeugungsbedingungen festgelegt sind, also auch im G e w e r b e
— wo sonst, allerdings nur bis zu einer gewissen Grenze, mit der Ver-
mehrung der Aufwände wegen fallender Generalunkosten ein Gesetz der
zunehmenden Erträge gilt —: überall dort nämlich, wo bei der Vermeh-
rung der Rohstoffe und Arbeiter auf schlechtere Arbeiter, teurere Roh-
stoffe, entferntere Lager gegriffen oder ein Teil der Erzeugungsmittel
durch irgendwelche Umstände festgelegt wird. Wenn z. B. in der Industrie
eine Verdoppelung des Erzeugnisses nicht durch zwei Arbeiter und zwei
Maschinen erreicht werden kann, muß durch längere Arbeitszeit, größere
Geschwindigkeit der Maschinen und dergleichen jene e i n s e i t i g e
S t e i g e r u n g d e r v e r ä n d e r l i c h e n A u f w ä n d e g e m a c h t
w e r d e n , d i e d a s B e s t v e r h ä l t n i s ü b e r s c h r e i t e t , also auch
teurer ist, und wohl absolute, aber nicht verhältnismäßige Zunahme des
Erzeugnisses bringt. Denn / die größere Schnelligkeit der Maschine und
so fort sind nicht das Optimum; sonst wären sie ja schon früher in
Anspruch genommen worden.
Allgemein wird übersehen, daß dem Gesetze des abnehmenden
Mehrertrages auch ein Gesetz des zunehmenden Mehrertrages ent-
spricht, überall dort nämlich, wo 1. das Opitmum noch nicht er-
reicht ist, für die Landwirtschaft ebenso wie für das Gewerbe —
praktisch z. B. überall dort, wo Kapitalmangel herrscht, so daß
Kapitalzuwüchse bis zum Optimum zunehmende Mehrerträge er-
geben; und wo 2. neue Techniken oder 3. wo neue Ziele (Beispiel:
Mode, Antialkoholbewegung) einsetzen. Denn das Gesetz des ab-
nehmenden Mehrertrages gilt, wie allgemein anerkannt, nur bei
gleichbleibender Technik. Durch technische Fortschritte wird das
Gesetz aufgehoben; es werden dann so lange zunehmende Erträge
für Mehraufwände erzielt, bis von dem neugewonnenen Optimum
aus weitere Aufwände wieder nur mit abnehmender Fruchtbarkeit
arbeiten
1
. Aber gerade hier ist der Punkt, wo sowohl das Gesetz
1
Wegen dieser s p r u n g h a f t e n Vermehrung der Erträge kann man
diese Bewegung nicht durch eine einfache arithmetische Progression, bei
der die Zuwüchse s t e t i g kleiner werden, ausdrücken.