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Tatsache ist zunächst wohl, daß mit jedem neuen Esser auch

ein neuer Arbeiter entsteht, aber daß die Fruchtbarkeit seiner

Arbeit allein schon durch die bloße Tatsache der größeren Zahl

erhöht würde — das wird nur bei seltenem geschichtlichem Zu-

sammentreffen der Fall sein, also grundsätzlich nicht zutreffen.

Das Hinzukommen jedes neuen „Essers“ bedeutet z u e r s t eine

Verarmung, da (a) dessen landwirtschaftliche Bedarfsgüter nur mit

abnehmender Ergiebigkeit hergestellt werden können, (b) seine Er-

ziehungskosten und Kosten der Ausstattung mit Erzeugungskapital

sehr groß sind (z. B. war in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg

bei einem jährlichen Bevölkerungszuwachs — „Geburtenüberschuß“

— von rund 800.000 ein jährlicher Aufwand von 1

1

/

2

Milliarden

Mark allein für Wohnungen nötig). — Es sind also wirtschaftliche

Fortschritte nötig, um jene Verarmung wettzumachen oder, wenn

möglich, gar zu überholen. Das ist aber ausschlaggebend: d i e s e

F o r t s c h r i t t e t r e t e n n i c h t v o n s e l b s t m i t d e r g r ö -

ß e r e n K o p f z a h l e i n , s o n d e r n g r u n d s ä t z l i c h e r s t

u n t e r d e m D r u c k d e r Ü b e r v ö l k e r u n g ; und weiter: sie

gehen keineswegs ins Endlose (während die Bevölkerung immer

aufs neue wüchse). Denn von einem gewissen Punkte an bewirkt

die dichtere Bevölkerung keine solche Marktvergrößerung mehr,

die wieder größere Arbeitsteilung und daher billigere Erzeugung

bedingen könnte; ja es treten dann auch im Gegenteil notwendig

starke Gegenkräfte, auch in den nicht-landwirtschaftlichen Erzeu-

gungszweigen, auf, wie namentlich: Teuerung und Erschöpfung der

Rohstoffe; große Anhäufung der Bevölkerung (diese schließt in

sich: Steigen der städtischen Bodenpreise, Teuerung des Wohnens,

wachsende Frachtkosten für die Nahrungsmittel infolge der wach-

senden Entfernungen; es ist doch zweifellos der Fall, daß die

Lebensbedingungen der großen Städte erheblich teurer sind als die

kleinerer). — Eine stellenweise Überholung des Bevölkerungs-

druckes, eine n a c h t r ä g l i c h e , muß also festgestellt werden:

nur so ist ja das absolute Wachstum der Bevölkerung im Laufe der

Geschichte und steigender Wohlstand zu erklären; aber diese Über-

holung ist i h r e m B e g r i f f e n a c h e i n e n a c h t r ä g l i c h e ,

das heißt durch den Druck selbst veranlaßte, sie bedeutet daher kein

Andauern der Überholungsbewegung. Man darf sich überhaupt /

von den sprunghaften Fortschritten unserer Zeit, die eine unerhörte