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des zunehmenden wie abnehmenden Ertrages eine wichtige Ein-
schränkung erfährt, dadurch nämlich: daß die T e c h n i k b e i
e i n s e i t i g e n
M e h r a u f w e n d u n g e n
n i e m a l s
v o l l -
k o mm e n g l e i c h b l e i b t , sondern stets um weniges geändert
wird. Denn wo ein einziges Leistungsglied eine Änderung erfährt,
müssen zuletzt alle eine, sei es noch so kleine Änderung erfahren.
Wird z. B. die Bodenbearbeitung oder die Viehhaltung vermehrt,
so ändert sich dabei notwendig, und wären es nur Kleinigkeiten,
auch die Technik, das heißt aber: 1. es entsteht ein neues Optimum;
2. die Annäherung an dieses hat zunehmenden Ertrag.
Darum ist die Lehre vom abnehmenden Ertrag 1. überall dort
nicht anwendbar, wo die Anwendung zusätzlicher Mittel b e d e u -
t e n d e Änderungen in der Leistungsgliederung hervorruft; z. B.
kann bei bloßer Vermehrung oder Änderung der Überwachungs-
tätigkeit in einer Fabrik die Gesamtleistung überverhältnismäßig
gehoben werden (= durch Vermehrung des „Kapitals höherer
Ordnung“); 2. auch dort nicht, wo die zusätzlichen Mittel für die
Erreichung neuer, wichtigerer Ziele verwendet werden können.
Wird z. B. ein Zuwachs von Wasser (etwa: Wasserleitung statt knap-
pen Brunnenwassers) nicht nur zum Trinken und Kochen, sondern
auch zum Reinigen großen Stils, / z. B. der Ställe in der Landwirt-
schaft, verwendet, etwa so, daß er seuchenverhindernd wirkt, so ist
der Wohlstandszuwuchs als lebensrettend nicht von abnehmendem,
sondern zunehmendem Ertrage gewesen, ohne daß eine neue Tech-
nik eingesetzt hätte
1
. — Gewiß kann man diese Fälle noch zur
„Erreichung des Optimums“ rechnen, aber nur in dem Sinne,
daß die einseitige Vermehrung eines Mittels ein schon vorher er-
reichtes Optimum bloß durch Änderung der Leistungsgliederung,
also ohne eine eigentlich neue Technik, übertraf! E r s t w e n n e i n
a b s o l u t e s O p t i m u m e r r e i c h t w ä r e , t r ä t e d i e g e -
r i n g e r e F r u c h t b a r k e i t d e r M e h r a u f w ä n d e e n d -
g ü l t i g i n K r a f t — wann gibt es aber absolute Optima in der
Wirtschaftsgeschichte? Zwischen den Stufen der bloß v e r h ä l t n i s -
m ä ß i g e n O p t i m a tritt wieder die S p r u n g h a f t i g k e i t der
Zu- oder Abnahme klar zutage — gegenüber der falschen Stetigkeit,
1
Vgl. unten S. 206 ff.