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zum Beispiel im freien Falle „die Körper ihren Ort suchen“, setzten sie Begriffe,

welche die m a t h e m a t i s c h - m e c h a n i s c h e B e s t i m m t h e i t d e r

N a t u r darstellten, wie Beschleunigung, Trägheit, Masse und schließlich die

mathematisch formulierten Naturgesetze, von denen besonders das Fallgesetz

und das Gravitationsgesetz den größten Eindruck machten. Solche Begriffe

mußten erst der Natur abgelauscht werden. Daraus entstand die „klassische Me-

chanik“, eine Physik, welche alle Naturvorgänge auf Bewegungen von Massen-

punkten zurückführen wollte, daher folgerichtig atomistisch war. Bis in die jüngste

Zeit herrschte ausschließlich diese Denkweise, die in Physik und Technik unge-

heure Erfolge erzielte, auf das Kulturleben aber abträglich wirkte

1

.

Es ist nur folgerichtig, wenn die n e u e r e n p o s i t i v i s t i s c h e n R i c h -

t u n g e n die Philosophie selbst wieder mathematisch zu begründen suchen. Wir

heben von ihnen besonders hervor: den E m p i r i o k r i t i z i s m u s von

Avenarius und Mach sowie die L o g i s t i k .

Nach R i c h a r d A v e n a r i u s

2

sind die Grundlagen des Denkens rein

sensualistische. Trotzdem ist Wahrheit in gewisser Annäherung möglich. Das soll

der Begriff des „Denkbar meist sich Wiederholenden“ leisten. Der Sinnenreiz

nämlich wirkt nach Avenarius dadurch auf unser „System C“ (Centralnervensy-

stem), daß er dessen Gleichgewichtslage stört und eine „Vitaldifferenz“ setzt,

welche „aufgehoben“ werden muß. Es gilt dann: f (R) + f (S) = O, wobei R die

Reize, S den Stoffwechsel bedeutet. Die Vorgänge zur Aufhebung der Vital-

differenz bilden die „Vitalreihen“. Diesen entsprechen im System C die Vor-

stellungen. Wird nun das „Denkbar meist sich Wiederholende“ aus der Umwelt

als der Inbegriff / sämtlicher Reize und der von ihnen gesetzten Vitaldifferenzen

gedacht, so ergibt sich auch eine ihm entsprechende, also sehr beständige Begriffs-

bildung. — Damit will Avenarius eine Kritik des gewöhnlichen Relativismus ge-

ben, aber trotzdem auf rein empiristischem Boden bleiben (daher „Empiriokriti-

zismus“). Kennzeichnend für diesen Versuch ist das Streben nach naturwissen-

schaftlicher Begriffsbildung in der Seelenlehre, und zwar mit m a t h e m a -

t i s c h e n A n s ä t z e n (die sich allerdings als nicht weiter verfolgbar er-

wiesen).

Großen Einfluß erlangte die eng verwandte Lehre des Physikers E r n s t

M a c h , der die Begriffsbildung aus der „Ökonomie des Denkens“ erklärt

3

und

nur die reinen Sinnesdaten als das eigentlich Wirkliche anerkennt; daher für

ihn wie für Avenarius der Unterschied von Geist und Materie hinfällig ist; ihm

sind ferner alle Begriffe von „Dingen“ (unter anderen auch von physikalischen

„Wirklichkeitselementen“ wie Atom, Kraft) lediglich „Gedankensymbole für

Empfindungskomplexe von relativer Stabilität“. — Dieser, alles „Anthropomorphe“

aus dem wissenschaftlichen Denken ausmerzende Sensualismus, genannt „Kon-

szientialismus“, hatte doch das Gute, den naiven Materialismus der Physik — ins-

besondere auch den A t o m b e g r i f f von physikalischer Seite selbst her zu

bekämpfen. Als Physiker hatte Mach etwas Visionäres, Geniales, als Philosoph

war er unbelehrt.

Avenarius und Mach stehen infolge ihrer rein physiologischen Grundlage hart

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1

Näheres darüber in meinem Buch: Naturphilosophie (Jena 1937), 2., durch-

gesehene Aufl., Graz 1963 (= Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 15).

2

Richard Avenarius: Kritik der reinen Erfahrung,

2

Bde, Leipzig 1888—91.

3

Siehe oben S. 28