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am Rande des Materialismus. Beide stellen zugleich die höchste Form des

„ P r a g m a t i s m u s “ dar und begründen den N e u p o s i t i v i s m u s .

Wie Mach geht der Engländer B e r t r a n d R u s s e l l (geboren 1872) von

den reinen Sinnesdaten und ihren Beziehungen aus

1

. Die logische Konstruktion

dieser „Beziehungen“ ist mathematisch darzustellen — wodurch eine m a t h e -

m a t i s c h e L o g i k entstehen soll, welche „Logistik“ und „Logikkalkül“ ge-

nannt wurde

2

. Unseres Erachtens verkennt die mathematische Logik, daß das

Denken auf sinnvollen, nicht auf mathematisch-mechanischen Operationen beruht

3

.

III.

Die Fehl- und Mischsysteme des Empirismus

W i r betrachteten bisher Grunderlebnis, Begriffsgestalt und ge-

schichtliche Formen des Empirismus. Letztere zeigten natürliche Un-

vollkommenheiten und Widersprüche, was menschlich unvermeid-

lich ist, zum Beispiel wenn Locke das Dasein Gottes beweisen will.

Etwas anderes als einzelne Unvollkommenheiten sind aber solche

begriffliche Mängel, welche man als dem Systemgedanken unan-

gemessen und eklektisch, kurz als Fehl- und Mischformen bezeich-

nen muß. Das Unangemessene kann nun entweder in folgewidriger

Verbindung von Grundbegriffen liegen, wodurch Widersprüche

zum Systemgedanken entstehen und damit auch Widersprüche zum

Grunderlebnis; oder aber darin, daß mehrere Systemgedanken

miteinander vermengt werden. Im ersteren / Falle haben wir Fehl-

formen im engeren Sinn, im zweiten Falle Mischformen im engeren

Sinn vor uns. Beides hängt untrennbar zusammen, da jede unlo-

gische Begriffsverbindung zugleich auf einen anderen Systemzu-

sammenhang hinweist, also auf Mischung, Elektizismus hinausläuft,

wie umgekehrt die Mischung unlogisch ist.

Wenn der Empirismus Begriffe in sein Gebäude aufnimmt, welche

„die Erfahrung überschreiten“, dann kommt er grundsätzlich mit

sich selbst in Widerspruch, denn sein Grundgedanke besteht ja eben

darin, die Erfahrung als das Letzte zu betrachten und als ihre einzige

Quelle die Empfindung. Dieser Widerspruch bedeutet aber eine

Mischung des empiristischen mit dem metaphysischen, „die Erfah-

1

Bertrand Russell: Introduction to mathematical philosophy, London 1919,

deutsch: Einführung in die mathematische Philosophie, München 1923.

2

Rudolf Carnap: Abriß der Logistik, Wien 1929.

3

Vgl. Gerhard Stammler: Deutsche Logikarbeit seit Hegels Tod als Kampf von

Mensch, Ding und Wahrheit, Bd 1: Spekulative Logik, Berlin 1936.

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