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der Geist gefunden werden. S t o f f l i c h e B e w e g u n g , s e i s i e n u n
D r u c k u n d S t o ß v o n A t o m e n o d e r a n d e r e „ p h y s i s c h e
E n e r g i e “ , i s t u n d b l e i b t v o n b e w u ß t e r E m p f i n d u n g u m
e i n e W e l t v e r s c h i e d e n . Wenn, das muß man den Materialisten immer
wieder sagen, stoffliches Geschehen allerdings Vorbedingung für geistiges Ge-
schehen ist, so ist es noch durchaus nicht von der Art des Geistigen. Es genügt
nicht, die „Gehirnvorgänge“, welche das Denken und Empfinden „begleiten“, auf-
zuzeigen (angenommen selbst, sie begleiteten es lückenlos); sondern man müßte
den grundsätzlichen Wesensunterschied zwischen diesen Vorgängen und der
Empfindung beseitigen, um mit Recht Materialist zu sein.
Was der Materialismus in der Philosophie ist, ist der Aberglaube in der Reli-
gion. Aberglaube ist religiöse Empfindungsschwäche. Materialismus ist philoso-
phische Gedankenschwäche.
C.
Die V e r b i n d u n g d e r G o t t e s l e h r e
m i t d e m E m p i r i s m u s
(Deismus und Pantheismus. Die Lehre von der zweifachen
Wahrheit)
Eine andere Mischung unvereinbarer Standpunkte liegt in der Ver-
bindung von Empirismus und Gotteslehre.
Wie verhält sich der Empirismus seinem reinen Lehrbegriffe nach
zum Gottesbegriffe? Insoferne der Empirismus von der Erfahrung
und der geschlossenen Naturursächlichkeit ausgeht, ist noch nicht
alle und jede Religion von ihm ausgeschlossen. Rein logisch liegt im
Empirismus zwar die unbedingte Notwendigkeit der Verneinung
der E r k e n n t n i s Gottes; aber keine unbedingt notwendige
Ausschließung des G l a u b e n s an Gott. Der Begriff Gottes
kann für ihn lediglich dem Glauben angehören, nicht dem Wissen.
Daraus folgt nun: daß nur der Gottesbegriff des D e i s m u s vom
Empirismus eben noch geduldet werden könne
1
. Nur der deistische
Gottesbegriff nämlich, welcher die Welt wie ein aufgezogenes Uhr-
werk nach ihren eigenen Gesetzen weitergehen läßt, während Gott
im Jenseits, abgetrennt von der Welt wohnt, ermöglicht es zur Not,
an das Dasein Gottes zu glauben und dennoch den empiristischen
1
Zur Unterscheidung der Begriffe: für den D e i s m u s ist Gott j e n s e i t s
der Welt, diese sich selbst überlassen, gleich einer aufgezogenen Uhr; für den
P a n t h e i s m u s ist Gott in der Welt und mit dieser eins; für den T h e i s -
m u s , der Gott persönlich (überpersönlich) denkt, ist Gott s o w o h l ü b e r
w i e i n der Welt, die er in sich befaßt.