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Ausnahme in der Geschichte bilden, nicht täuschen lassen. Das Ge-

setz des zunehmenden und des abnehmenden Ertrages — b e i d e

s i n d a m W e r k e .

Gerade hierin zeigt sich wieder ein geistiger Grund als das

Letzte, Maßgebende: der Wille, die Widerstände zu besiegen, und

die Kraft, seinen Willen durchzusetzen. Solcher Wille und solches

Können ist aber nicht allen Kulturen und Völkern gleich sehr

gegeben.

Hiermit

kommen

wir

von

selbst

auf

Y-

die

v ö l k i s c h e

S e i t e

d e r

L e h r e

Ein Mehr an Bevölkerung ist, rein für sich (gewissermaßen

mechanisch) gesehen, allerdings z u n ä c h s t ein Verarmungsgrund.

Unter dem D r u c k e dieser Verarmung, dieser Übervölkerung

aber wird der technisch-organisatorische Fortschritt errungen. „Un-

ter dem Drucke“ — das schließt die kulturelle, völkische, sittliche

Seite ein! Ein V o l k m u ß z u e r s t d i e K r a f t h a b e n , d i e -

s e n D r u c k z u e r z e u g e n , u n d d a n n , i h n z u ü b e r -

w i n d e n . Eine gesunde Überfülle ist nötig für ein Volk, solange es

jung bleiben, aufsteigen, nicht krank und müde werden will. Diese

Überfülle hat ihre Nacht- und ihre Tagseite. Sie ist einerseits der

Elendsgrund,

andererseits

der

Jungbrunnen,

ö. Das A r m e n w e s e n b e i M a l t h u s

Die Grundfrage des Armenwesens ist unseres Erachtens mit dem

Malthusischen Begriff der Enge des Nahrungsmittelspielraumes nur

scheinbar gelöst. Denn wenn auch eine Anzahl Menschen überflüssig ist,

so bleibt für die Theorie dennoch die wichtige Frage: W e r wird in die

Armut hinabgestoßen? Ja, diese Frage bliebe auch im sozialistischen

Staate gültig, denn auch dieser muß seine Armen haben, das heißt solche,

welche dauernd die durchschnittlichen wirtschaftlichen Leistungen nicht

vollbringen können oder wollen. Neuere Untersuchungen haben ergeben,

daß sich die Masse der Armen vielfach aus Willensschwachen oder aus

solchen zusammensetzt, die aus anderen Gründen nicht voll wirtschafts-

fähig sind.

1

Alles in allem genommen, ist Malthusens Lehre im Kerne richtig.

Sie ist auch am meisten geschichtlich, am wenigsten individualistisch

unter allen klassischen Lehrstücken. Trotzdem war sie zu natur-

gesetzlich, zu mechanistisch gefaßt, wie es dem individualistischen

Zeitalter entsprach. Sie hat nur die Nachtseite, das Verneinende

gesehen. In ihrer mechanistischen, verneinenden Fassung führt sie

1

Über die Frage angeblich „naturgesetzlicher“ Unmöglichkeit dauern-

der Hilfe für die Armen siehe S. 107 und 192.