Table of Contents Table of Contents
Previous Page  5777 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5777 / 9133 Next Page
Page Background

[84]

93

1.

R e l a t i o n

a.

Kategorische [S ist P]

b.

Hypothetische [wenn S ist, ist P]

c.

Disjunktive [S ist entweder P oder

Qu oder R]

2.

M o d a l i t ä t

a.

Problematische [S kann P sein]

b.

Assertorische [S ist P]

c.

Apodiktische [S muß P sein]

3. R e l a t i o n

a.

Inhärenz und Subsistenz [substantia

et accidens]

b.

Kausalität und Dependenz [Ursache

und Wirkung]

c.

Gemeinschaft [Wechselwirkung zwi-

schen Handelndem und Leidendem]

4.

M o d a l i t ä t

a.

Möglichkeit und Unmöglichkeit

b.

Dasein und Nichtsein

c.

Notwendigkeit und Zufälligkeit

Eine Beurteilung dieser Kategorientafel folgt später

1

.

Nur auf die G e g e n s ä t z l i c h k e i t o d e r „D i a

1

e k t i k“ der Kate-

gorien, zum Beispiel Einheit-Vielheit-Allheit, sei hingewiesen, wodurch in der

Aufeinanderfolge eine Reihe entsteht, welche später F i c h t e als +, —, + bezeich-

net, das ist als: Setzung, Gegensetzung, Ineinssetzung oder Synthesis; und wodurch

auch die Zwölfzahl bedingt ist.

Ferner sind die Kategorien von verschiedener Bedeutung. Wenn wir zum Bei-

spiel (Kant tat dies nicht) Kausalität und Substantialität herausheben, welch letz-

tere die Einheit (des Dinges) und die Vielheit (der Eigenschaften) enthält, so fin-

den wir, daß diese beiden Kategorien, zusammen mit den sinnlichen Anschauungs-

formen Raum und Zeit hinreichen würden, die Gesamtnaturordnung zu bestim-

men (so lehrte später Schopenhauer). In diesem Sinne sagt der Kantische Kritizis-

mus, daß u n s e r V e r s t a n d d e r N a t u r d i e G e s e t z e v o r -

s c h r e i b e , ein Ausdruck, der oft mißverstanden wurde.

γ.

Sittenlehre

Wie bei Sokrates, liegt auch bei Kant der Schwerpunkt des Apriori nicht eigent-

lich im theoretischen, sondern im praktischen Felde. Kant nannte das den „ P r i -

m a t d e r p r a k t i s c h e n V e r n u n f t“. In der „Kritik der praktischen

Vernunft“ (1788)

2

handelt es sich nicht um die Bestimmungsgründe a priori, auf

denen unser Erkennen, sondern um die Bestimmungsgründe a priori, auf denen

unser Handeln beruht. Während aber das Erkennen teils auf der apriorischen

Form, teils auf dem aposteriorischen Inhalte (der Sinnlichkeit) beruht, beruht die

praktische Vernunft, das Handeln, nicht auf einem Zusammenwirken beider Be-

stimmungsgründe; sondern hier stehen sie in einem unversöhnlichen Gegensatze.

Wird das Handeln durch Lust (Neigung) bestimmt, also naturhaft, dann ist es

eigensüchtig, nicht sittlich; nur dann ist es sittlich, wenn es aus reinen Vernunft-

gründen, also a priori bestimmt wird. Die formale Bestimmung des Wollens und

Handelns durch Vernunftgründe ist das Gesollte und kündigt sich in dem unbe-

dingten Sittengesetze, dem „ k a t e g o r i s c h e n I m p e r a t i v “ an. Seine Be-

stimmungsgründe des Willens gelten allgemein und notwendig, das heißt, sie

1

Siehe unten S. 100 ff.

2

Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft (1788), Sämtliche Werke,

herausgegeben von Carl Rosenkranz und Friedrich Wilhelm Schubert, Teil 8,

Leipzig 1838.