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ist, Boden zweiter Güte zum Anbau heranzuziehen; oder aber:

auf dem schon bebauten Boden weitere Aufwände mit geringeren

Erträgen — nach dem Gesetz des abnehmenden Bodenertrages —

zu machen. Die Besitzer des Bodens erster Güte haben nun gegen-

über jenen des Bodens zweiter Güte eine Monopolstellung; der

Unterschied zwischen den Erträgnissen des Bodens erster Güte und

des Bodens zweiter Güte bildet unter der Voraussetzung, daß gleiche

Mengen von Kapital und Arbeit auf verschiedene Böden verwendet

werden, die R e n t e , welche der Boden erster Güte abwirft. Zwei-

tens werfen die ersten, ergiebigen Aufwände gegenüber den (nach

dem abnehmenden Bodenertrag) späteren, unergiebigeren eine

Rente ab. Im Verlaufe der weiteren Entwicklung wird dann der

Boden dritter Güte, vierter Güte usw. herangezogen werden, / und

so entstehen immer neue Renten. Alle Bodenklassen werfen Renten

ab, nur die jeweilig letzte, noch anbaufähige Klasse nicht. Bei Voll-

besetzung des Bodens kann allerdings auch eine absolute Rente,

eine Rente der letzten Bodenklasse sich bilden.

Es ergibt sich aus dieser „Differentialrententheorie“ außerdem

das Preisgesetz: Die Preise der nicht beliebig vermehrbaren Güter

werden durch die Herstellungskosten der teuersten noch in An-

spruch zu nehmenden Verfahren bestimmt — G e s e t z d e r R e n -

t e n p r e i s e .

Später fügte Thünen der durch verschiedene Boden b e s c h a f f e n -

h e i t bedingten Rente eine durch die verschiedene L a g e bedingte

hinzu

1

.

β . L o h n l e h r e

Den Gesetzen der Preisbildung unterliegt auch der Arbeitslohn.

Die Arbeit ist nach Ricardo ein beliebig vermehrbares Gut, ihr

natürlicher Preis, der Lohn, daher bestimmt durch die Wiederher-

stellungskosten der Arbeit, das ist jener Gehalt an Arbeitsstunden,

der besonders in den Lebensmitteln, welche die Arbeiter zu ihrer

eigenen Erhaltung und Fortpflanzung nötig haben, enthalten ist.

Der Marktpreis hat auch hier wie bei allen anderen Waren das

Streben, sich dem natürlichen Preise anzunähern. Denn sobald der

Arbeitslohn steigt und damit für den Arbeiter die Möglichkeit,

früher eine Ehe zu schließen oder mehr Kinder aufzuziehen, ge-

geben ist, vermehrt sich die Arbeiterbevölkerung in höherem Maße

1

Vgl. unten S. 135.