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als vorher, und durch das alsbald entstehende vermehrte Angebot

an Arbeitskräften wird der Lohn wieder auf sein natürliches Maß

herabgedrückt. Wird der Arbeitslohn niedriger als der Unterhalts-

bedarf, so werden weniger Ehen geschlossen, mehr Kinder durch

größere Sterblichkeit vernichtet und die Arbeiter selber durch

größere Entbehrungen in ihrer Anzahl vermindert werden. So

strebt der Arbeitslohn immer wieder zu seinem natürlichen Preis,

wie schon Smith

1

, wie auch schon Quesnay lehrte. Lassalle hat dieses

Gesetz später das „eherne Lohngesetz“ genannt. Durch dasselbe

wird die p e s s i m i s t i s c h e Auffassung der individualistischen

Wirtschaftsordnung, welche durch Malthus schon vollzogen war,

noch von der anderen Seite her begründet. So endete die von

Quesnay und Smith verkündete Lehre von der wirtschaftlichen

Harmonie!

Ricardo stellte außerdem eine andere Lehre, die „ L o h n f o n d s -

t h e o r i e “ auf. Danach ist die Nachfrage nach Arbeitern eine fest be-

stimmte Größe, bestimmt durch jenen Teil des Kapitals, der für Lohn-

zahlung gewidmet / wird, den „Lohnfonds“. Durch Vermehrung des Lohn-

fonds steigt die Nachfrage nach Arbeit und damit der Lohn.

γ

P r o f i t

Eine begrifflich ausgeführte Lehre vom Kapitalgewinn (und Zins)

oder Profit gab Ricardo nicht. Er ist ihm eine Selbstverständlich-

keit, ohne die keine Kapitalansammlung stattfände

2

. Doch darf

man aus dem Begriffszusammenhange folgendes erschließen.

Kapital, das ist vorgetane Arbeit, wird nach Maßgabe der verbrauch-

ten Kapitalteile im erzeugten Gute wiedererscheinen, ebenso die ver-

brauchte Arbeitskraft. Diesen Sachverhalt können wir uns an folgendem

Beispiele (das allerdings nicht von Ricardo stammt) verdeutlichen:

Arbeitsgehalt oder Wert eines Gutes: 1000 h;

davon Kapitalverbrauch (Rohstoffe, Maschinen): 500 h;

lebendiger Arbeitsaufwand: 500 h;

davon wieder: (a) Lohn: 250 h, (b) Profit: 250 h.

Das heißt: Vom Arbeitsstundengehalt 1000, den ein Gut wert ist, ent-

fallen auf Rohstoff- und Maschinenabnützung (auf Kapitalersatz) 500 h

und auf lebendigen Arbeitsaufwand ebenfalls 500 h, wovon aber nur

250 h an Lohn (als Ersatz der Arbeitskraft) gezahlt werden. Der Wert

von 500 h ist aus dem K a p i t a l (den Rohstoffen und Maschinen) in das

Erzeugnis nur ü b e r t r a g e n , nur verrechnet worden: das Kapital hat

keinen neuen Wert hervorgebracht; der P r o f i t ergibt sich erst da-

1

Adam Smith: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth

of Nations, Buch I, Kap. VIII, a. a. O.

2

David Ricardo: On the Principles of Political Economy and Taxa-

tion, Kap. VI, a. a. O.