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ganz zurücktritt). Die Durchführung des Arbeitswertgedankens, die

bei Smith nicht gelang, erstrebt Ricardo dadurch, daß er:

(1)

beliebig und nicht beliebig vermehrbare Güter unterscheidet,

wodurch die Grundrente nicht als Ursache, sondern als Folge der

Preisbildung erscheint

1

;

/

(2)

dadurch, daß er den Lohn auf die Lebenskosten des Arbeiters

(= Reproduktionskosten der Arbeitskraft) zurückführt und

(3)

das Kapital (die Erzeugungsmittel) gleichfalls in ein Arbeits-

kostenelement aufzulösen sucht, das im Erzeugnisse in dem Maße

verrechnet wird, als es sich vernutzt. Das gelingt wegen der ver-

schiedenen Zeitdauer der Kapitalverwendung und der unverbrauch-

lichen Güter

2

allerdings nicht ganz.

(4) Den Profit dagegen vermag Ricardo nicht in Arbeitskosten

aufzulösen, er bleibt als Rest, als „Residuum“, wie man heute

sagt, übrig („Residualtheorie").

Die „ M a r k t p r e i s e “ der Güter stimmen zwar mit dem

durch ihren Gehalt an Arbeit bedingten Werte, dem „Arbeitswert“

oder „ n a t ü r l i c h e n P r e i s “ , nach Ricardo nicht genau überein,

da Angebot und Nachfrage stets schwanken; jedoch haben sie das

Streben, sich den natürlichen Preisen anzunähern, da sich das Kapital

immer jenen Erzeugungszweigen zuwenden wird, wo infolge zu

geringen Angebotes die Preise hoch sind — das G e s e t z d e r

G r a v i t a t i o n d e r P r e i s e n a c h d e n g e r i n g s t e n K o -

s t e n bei beliebig vermehrbaren Gütern und freiem Wettbewerbe.

(Dazu kommt als zweites Preisgesetz das „Gesetz der Rentenpreise“,

das wir später entwickeln werden

3

.) — Aus dem Streben der Ka-

pitalisten, sich stets den einträglichsten Geschäftszweigen zuzuwen-

den und von den anderen abzuwenden, folgt das G e s e t z d e s

A u s g l e i c h s d e r P r o f i t e

4

. — Ein weiterer tragender Gedanke

der Ricardischen Wertlehre ist das Gesetz: Die S u mm e v o n

L o h n u n d P r o f i t i s t k o n s t a n t . Denn da der Tauschwert

eines Gutes durch die darin enthaltene Arbeitsmenge (z. B. 1000 h)

objektiv bestimmt ist, muß er auf die Dauer gleich hoch sein. Wenn

daher z. B. der Arbeitslohn steigt (z. B. von 500 auf 600), so kann

1

Siehe unten S. 97.

2

Siehe unten S. 104.

3

Siehe unten S. 98.

4

Siehe unten S. 100.