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kaum verstanden wird, zum Beispiel auch von den meisten Ge-

schichtsschreibern der Philosophie, welche die Entgegensetzung

fälschlich mit Fichtes nur formal gemeinter Ableitung aus dem Iden-

titätsgrundsatz zusammenbringen und so nur verwirren.

Allerdings tritt hier die Frage auf, wieso das rein tätige Ich er-

l e i d e n , durch das Gesetzte als Nichtich bestimmt werden

könne? In der Fichtischen Erfassung der Selbstsetzung kann auch

hier die Beschränkung, welche das Ich durch das Nichtich erleidet,

nicht erklärt werden. Das ist nur möglich, wenn eine Erleidung der

reinen Tätigkeit oder Setzung — unseres Erachtens durch Einge-

bung und Gezweiung — schon vorhergeht. Nur weil Eingebung und

Gezweiung, so behaupten wir, ein Erleiden des Ich in sich schließen,

ist auch dasjenige Erleiden, welches im Ich in Form der Selbstbe-

sonderung und Selbstobjektivierung (der eigenen Setzung) auftritt,

nicht mehr unerklärlich. Aber nicht nur das Beschränkende, Nega-

tive der Selbstsetzungsschritte ist dadurch erklärt, auch ein anderes:

daß sie nämlich das in Eingebung Erlangte f r e i weitergeben und

vermitteln; wie auch: das in Gezweiung in sich Erschaffene, die

L i e b e !

Fichtes Lehre enthält ferner den Gedanken, daß die unendliche

Tätigkeit sich in der Beschränkung, Entgegensetzung, gleichsam

„a u f s p a l t e“, zur Welt werde

1

. Daraus ergeben sich alle weite-

ren Fragen der Entgegensetzungslehre Fichtes: erstens, läßt sich aus

der F o r m der Entgegensetzung durch den Fortgang der Setzungs-

schritte der Inhalt des Bewußtseins ableiten, wie Fichte meinte?

Zweitens, wie steht es mit der sinnlichen Empfindung? Die erste

Frage muß gegen Fichte, Schelling und Hegel verneint werden. Denn

was in der Verendlichung des Ich, die in seiner Setzung liegt und als

Entgegensetzung hervortritt, inhaltlich gegeben ist, das läßt sich aus

der bloßen Form: „Setzung—Entgegensetzung“ nicht ableiten. Das

Ich als bloße Tätigkeit und damit als Form (Form der Tätigkeit)

bestimmt zu haben, ist das große Verdienst Fichtes; aber ein /

Irrtum war es, aus der Form auch den Inhalt ableiten zu wollen.

Diesen Irrtum teilte jede Anwendung des dialektischen Verfahrens,

am meisten bei Hegel

2

.

1

Siehe oben S. 105 f.

2

Siehe darüber unten S. 294 ff.