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der Tauschbegriff Sinn und Zweck der Wirtschaft, die L e i s t u n g ,

verfehle, gelten auch für Ricardo

1

.

b.

Wert- und Preislehre

Ricardos Grundbegriff war der des Arbeitswertes, welcher, wie

man heute nach dem übereinstimmenden Urteile aller Richtungen

der Wissenschaft ohne Umschweife sagen kann, verfehlt ist. Die

Schwierigkeiten der Ricardischen Wertlehre — dieselben, die später

bei Marx hervortraten — liegen nicht nur darin, daß die verschie-

denen Arbeitsarten nicht auf einfache Arbeit zurückgeführt werden

können (mit wieviel Stunden Tagelöhnerarbeit soll eine Stunde

Erfinderarbeit gleichgesetzt werden?); sondern auch in der verschie-

denen Verwendung des Kapitals in Geschäftszweigen von verschie-

den langer oder kurzer Umschlagzeit.

Dadurch entsteht folgender Widerspruch mit der Erfahrung: Da nach

Ricardo bei freiem Wettbewerb a l l e P r o f i t e g l e i c h h o c h

s i n d

2

, so müssen jene Geschäftszweige, die viel dauerhaftes Kapital

verwenden und eine l a n g e U m s c h l a g z e i t haben (z. B. der Ma-

schinenbau), ihre Erzeugnisse nach Ricardo ü b e r dem Arbeitswert

verkaufen: denn sonst könnten sie ja bei der langsamen Kapitalnutzung

nicht den gleichen Profit erlangen, wie jene Wettbewerber, die eine

k u r z e U m s c h l a g z e i t haben, das heißt, ihr Kapital rasch Um-

setzen (z. B. der Verlag in der Heimarbeit). Dieses Plus über den Ar-

beitswert nennt Ricardo eine „ V e r g ü t u n g f ü r d i e Z e i t , wäh-

rend welcher der Gewinn vorenthalten wurde“

3

. Umgekehrt verkaufen

nach Ricardo die Geschäfte mit sehr kurzer Umschlagzeit ihre Waren

unter dem Arbeitswert. Darnach müßten aber a l l e P r e i s e d a u e r n d

ü b e r o d e r u n t e r d e m A r b e i t s g e h a l t e d e r W a r e n

s e i n ,

die Arbeitswertlehre könnte also die meisten Preise nicht erklären — die

Arbeit als Bestimmungsgrund des Preises ist damit aufgegeben! (Ricardo

anerkannte in seinem Briefwechsel selbst, daß hier eine ungelöste

Schwierigkeit seiner Wertlehre liege.) Ricardo hat ferner in seiner

Grundrentenlehre auch die Seltenheit neben der Arbeitsmenge als wert-

bildendes Element eingeführt, damit allerdings die Einheit des Erklä-

rungsgrundes zerstört. — Überhaupt ist Ricardo vom Vorwurfe des

Eklektizismus nicht freizusprechen. Er vertritt außer der A r b e i t s -

k o s t e n l e h r e öfters nur eine a l l g e m e i n e K o s t e n t h e o r i e

4

;

außerdem tritt die Z e i t , endlich auch die S e l t e n h e i t wertbil-

dend auf. Ein strenger Begriffszusammenhang besteht nicht durch-

gängig.

1

Siehe oben S. 75 ff.

2

Siehe oben S. 100.

3

David Ricardo: On the Principles of Political Economy and Taxa-

tion, Kap. 1/5, a. a. O.

4

Siehe unten S. 104.