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Einige Hinweise auf die ontologische Prinzipienlehre mögen das Gesagte er-

gänzen.

Ideenlehre und Formenlehre, beide als Einheit gefaßt, werden hinsichtlich

des allgemeinen Gefüges des Seins zur Gegenüberstellung von Idee oder „Form“

zum „Stoff“ hindrängen, welche Elemente dann die „ P r i n z i p i e n “ heißen

(bei Aristoteles „Lehre von den vier Prinzipien“, weil zu Form (1) und Stoff (2)

noch das Werden (3) hinzukommt und die im Werden sich verwirklichende Form

als der „Zweck“ (4) zur Erscheinung kommt). Aus dieser Fragestellung entsteht

dann die Lehre von der gefügehaften Gliederung des Seins, wofür die „D i a i r e -

s i s l e h r e “ Platons

1

oder die „ D i a l e k t i k “ der Neuzeit ein Beispiel ist;

ferner entsteht daraus die Lehre von der „Möglichkeit und Wirklichkeit“, Po-

t e n z u n d A k t u s , die von Platon und Aristoteles entwickelt wurde

2

.

Die Dialektik wird dadurch, daß sie Lehre von Setzungsschritten ist, weniger

auf eine solche allgemeine Prinzipienlehre als auf eine Kategorienlehre des Seins

hindrängen.

Die Ganzheitslehre löst die Frage des Verhältnisses der niederen Stufen des

Seins zur höheren durch den Begriff des „Schaffens aus Geschaffenwerden“. Die-

ser Begriff führt in der Ganzheitslehre zur besonderen Ausbildung einer

S c h ö p f u n g s l e h r e

3

.

Ebenso hängt die ontologische K a t e g o r i e n l e h r e eng mit

der Vermittlungslehre zusammen. Über die mit der Ideenlehre Pla-

tons sowie der Formenlehre Aristoteles’ verbundene Kategorien-

lehre später

4

. — Die Dialektik Fichtes, Schellings, Hegels suchte

die Kategorien aus den reinen Gegensätzen der Setzungsschritte ab-

zuleiten

5

. Die Ganzheitslehre sucht zuerst die Kategorien des ganz-

heitlichen Wesens allgemein zu entwickeln, und zwar als: Ausglie-

derung und Rückverbundenheit, beide nach Vollkommenheit und

Unvollkommenheit; sie sucht ferner auf dieser Grundlage aus den

Entsprechungen, die in den ersten Urdifferenzen des Geistes liegen,

die Glieder der Welt zwar nicht apriorisch abzuleiten, aber nach-

träglich konstruierend zu verstehen (Entsprechungslehre

6

).

Zu diesen Unterschieden käme noch die sogenannte P o t e n z e n l e h r e in der

Spätphilosophie Schellings, welche von Unterschieden in Gott ausgeht und diese

als „Potenzen“ (Mächte) im weltlichen Sein geschichtlich zur Geltung kommen /

1

Siehe unten S. 213 f.

2

Siehe unten S. 214 f. und 244 ff.

3

Vgl. meine Bücher: Der Schöpfungsgang des Geistes, 2., durchgesehene

Auf!., Graz 1969, S. 126 ff., 136, 196 ff. und 201 (= Gesamtausgabe Othmar

Spann, Bd 10); Geschichtsphilosophie, Jena 1932, S. 387 ff. und 410 ff. (= Er-

gänzungsbände zur Sammlung Herdflamme, Bd 2).

4

Siehe unten S. 213 f., 244 ff. und 258.

5

Siehe oben S. 131 f. und unten 282 ff. und 298 f.

6

Vgl. meine Geschichtsphilosophie, Jena 1932, S. 210 ff. und 401 ff. (= Er-

gänzungsbände zur Sammlung Herdflamme, Bd 2).

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