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Neuplatonismus (Plotin) und der ihm nahestehenden Scholastik
(Scotus Eriugena, zum Teil Albertus Magnus)
1
;
D i a l e k t i s c h e S e t z u n g s s c h r i t t e , in der Dialektik
Schellings und Hegels, auch schon Fichtes (bei Hegel „Begriff“ in
seiner „Selbstbewegung“ genannt, in der letzten dialektischen Syn-
thesis „absolute Idee“);
G a n z h e i t e n , im universalistischen Sinne des Verfassers, wo-
bei die Ganzheiten nicht als bloßes Gefüge der Erscheinungen, als
bloße „Strukturen“, sondern als schöpferische Mächte gefaßt wer-
den
2
.
Auch die „Potenzen“ der Spätlehre Schellings
3
, ferner die „Objektivations-
stufen des Urwillens“ von A r t h u r S c h o p e n h a u e r , sowie die „Attribute
und Modi“ der „absoluten Substanz“ S p i n o z a s wären noch hinzuzufügen
4
;
endlich auch das formende s u b j e k t i v e A p r i o r i Kantens
5
. In dunklen
Sprüchen redet auch L a o t s e (6. Jahrhundert v. Chr.) von B i l d e r n u n d S a m e n
im unentfalteten Vorsein der Welt.
Was die „Ideen“, „Formen“, „dialektischen Setzungsschritte“ und so fort sind,
wird sich später in lehrgeschichtlichem Zusammenhange von selbst erklären. /
Hiermit sind die wichtigsten begrifflichen Ausprägungen der
Vermittlungslehre bezeichnet, soweit die Geschichte bis jetzt ge-
sprochen hat. Vereinfachend kann man sagen, daß die Ideenlehre,
Dialektik und Ganzheitslehre bisher die grundsätzlichen Vermitt-
lungslehren darstellen.
Daß mit der bestimmten Fassung der Vermittlung auch die f o r -
m a l e Frage, nämlich jene der Einwohnung und der Jenseitigkeit,
eng verbunden ist, versteht sich von selbst. So will sich die aristote-
lische Formenlehre von der platonischen Ideenlehre wesentlich nur
dadurch unterscheiden, daß sie die Einwohnung der Formen lehrt,
während Platon Jenseitigkeit der Idee (nach Aristoteles) lehren solle.
Ferner zeigt der Emanationsbegriff, daß auch die S c h ö p f u n g s -
l e h r e eng mit der Vermittlungslehre verbunden ist.
Der E m p i r i s m u s kennt Begriff und Denkaufgabe der Vermittlung nicht,
weil er ja das Endliche als Endliches nimmt und das Verhältnis zu einem über-
1
Gehört eigentlich in die Mystik, wird daher in diesem Zusammenhange
nicht mehr behandelt.
2
Vgl. mein Buch: Der Schöpfungsgang des Geistes, 2., durchgesehene Aufl.,
Graz 1969, S. 393 ff. (= Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 10).
3
Siehe unten S. 272 f.
4
Siehe unten S. 314 und 3 1 1 f .
5
Siehe oben S. 102 ff.