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lehre oder als empirisch-geschichtliche Lehre, welche nicht den

grundsätzlichen inneren Entfaltungsgang des Geistes, sondern die

äußerliche und verschieden gestaltete Geschichte erzählt, betrieben

würde. Damit schiede sie aber aus der Reihe der philosophischen

Fächer aus.

Dem entspricht ja auch die E r g e b n i s l o s i g k e i t der mit

großen Hoffnungen erstrebten „empirischen“ und „experimentellen

Psychologie“ des 19. und 20 Jahrhunderts. Sie blieb schließlich nur

Sinnes-Psychologie und „Psychophysik“, ist also im Grunde mate-

rialistisch. Da die assoziationsmechanischen Grundsätze dieser

Wissenschaft falsch sind, sind auch ihre Begriffe und Ergebnisse nich-

tig oder schief. Auch die neuesten Schulen der empirischen Psycho-

logie, welche von der / Assoziationslehre loskommen wollen, ha-

ben ihr Ziel einschließlich der physikalistischen Gestalttheorie, die

versteckter Materialismus ist, nicht erreicht.

Die folgenden Stichworte mögen die Gegensätze, die zwischen idealistischer

Geisteslehre und der Seelenlehre des E m p i r i s m u s bestehen, noch weiter

kenntlich machen. Der Idealismus bedingt eine Psychologie mit Seele im Gegensatz

zur „Psychologie ohne Seele“ des Empirismus. Der Idealismus faßt „Seele“ oder

„Ich“ als das sich selbst Setzende, der Empirismus als „Bündel oder Ansammlung“

(Hume). Im Idealismus: sinnvolle Gliederung des geistig-seelischen Lebens nach

Verrichtungen oder Vermögen oder inneren Stufen gegen den Aufbau des Seelen-

lebens aus Verbindung von Elementen, das heißt Assoziationsmechanik und Be-

trachtung der physiologischen Vor-Bedingungen (Psychophysik); Freiheit gegen

Determinismus; Vorrang des Geistig-Seelischen vor dem Leiblichen gegenüber

dem empirischen Vorrang des Leiblichen (versteckter Materialismus) oder gegen-

über dem „Parallelismus“ (ebenfalls versteckter Materialismus) oder gegenüber der

Zurückführung des Seelischen auf das Leiblich-Stoffliche im offenen Materialismus.

Endlich faßt der Empirismus fälschlich die S e e l e n l e h r e a l s G r u n d -

w i s s e n s c h a f t („Psychologismus“), während der Idealismus dahin drängt,

(1)

den Geist in seiner allgemeinen Wesenheit zu erforschen (als Pneumatologie),

(2)

den objektiven Geist zu erforschen und als Nachgeordnetes erst (3) den sub-

jektiven Geist; (4) die Gesolltheits- oder Sittenlehre zugleich vom subjektiven

und objektiven Geiste, der Gesellschaftslehre her, zu begründen.

h . Kunstphilosophie

Die idealistische Kunstphilosophie ist überall dadurch gekenn-

zeichnet, daß sie das Schöne nicht wie der Empirismus biologisch,

aus lebensfördernden Wirkungen oder aus äußerem Nutzen oder

doch aus Lustgefühlen ableitet. Dem entfalteten Idealismus ist die

G e s t a l t schön kraft der I d e e , die sie in ihrer Vollkommen-