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[172/173]

Davon legen namentlich die Mitteilungen, die Platon im siebenten Briefe macht,

unwidersprechliches Zeugnis ab. Platon sagt dort

1

: Der geborene Philosoph ist

ein „göttlicher Mann“, der sich durch die Schwierigkeiten des Weges nicht ab-

schrecken läßt, sondern sich „mit dem Führer zusammentut“ ... „bis er alles zu

Ende gebracht h a t . . . und auf eine Weise lebt, die ihm in der Philosophie

förderlich ist“

2

. „Wenn dagegen die, welche keine echten Philosophen, sondern

mit Lehrsätzen getüncht sind, wie Leute, deren Leib von der Sonne verbrannt ist,

sehen... daß nur eine ge- / ordnete tägliche Lebensweise zu dem Werke paßt,

halten sie es f ü r . . . unmöglich.. .“

3

Darüber zu schreiben, nämlich über die Füh-

rung und ihr Ergebnis, die Ideenschau, ist für Platon unmöglich. „Es gibt darüber

nichts Schriftliches von mir und wird es niemals geben; denn es läßt sich gar

nicht wie andere Lehrgegenstände aussprechen, s o n d e r n d u r c h h ä u f i -

g e s Z u s a m m e n s e i n u m d e r S a c h e w i l l e n u n d d u r c h Z u -

s a m m e n l e b e n w i r d i m N u w i e v o n s p r i n g e n d e m F e u e r

e i n L i c h t e n t z ü n d e t und nährt sich, in der Seele erzeugt, dann auch

selbst.“

4

„Wenn ich nun glaubte, daß es sich zur Genüge schreiben oder sagen

ließe, vor den vielen, was hätte dann Schöneres von uns im Leben getan werden

können, als daß wir den Menschen zu großem Nutzen geschrieben und für alle

die Natur der Dinge zutage gefördert hätten?.. .“

5

Deutlich genug sagt hier

Platon, daß es sich um eine S c h u l e d e r V e r s e n k u n g handle, die zum

ekstatischen Erlebnis hinführen soll.

Daß die Geheimlehre dieser Schule nicht ein reines Begriffswissen war, geht

auch daraus hervor, daß Platon wiederholt von dem Philosophen, dem „göttlichen

Manne“, besondere innere Veranlagung fordert. Bald nach dem obigen sagt er:

„Wenn aber das Wesen [der Lernenden] schlecht i s t . . . so könnte solche auch

Lynkeus nicht sehend machen.“

6

— Dazu stimmt es, wenn Platon im „Theaitetos“

erklärt, daß in der Verähnlichung des Menschen mit Gott, in der Erhebung über

die sinnliche Natur allein wahre Weisheit und wahre Tugend enthalten ist

7

.

Ebenfalls auf eine Geheimlehre weist die Äußerung im „Sophistes“ hin, daß

das Auge der Menge nicht auszuharren vermöge, wenn es auf das Göttliche

blicht

8

. Ferner: „Den Schöpfer und Vater dieses Alls zu finden ist schwer, ihn

allen zu verkünden unmöglich.“

9

1

7. Brief, 340 c, angeführt nach Platons Staatsschriften, griechisch und deutsch,

herausgegeben von Wilhelm Andreae, Teil 1: Briefe, Jena 1923 (= Die Herd-

flamme, Bd 3).

2

7. Brief, 340 d, f.

3

Platon: 7. Brief, 340 d, f, angeführt nach Platons Staatsschriften, griechisch

und deutsch, herausgegeben von Wilhelm Andreae, Teil 1: Briefe, Jena 1923

(= Die Herdflamme, Bd 5).

4

Platon: 7. Brief, 341 c, f (von mir gesperrt).

5

Platon: 7. Brief, 341 d, f.

6

Platon: Brief, 343 d.

7

Platon: Theaitetos, in der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher neu

herausgegeben von Curt Woyte, Leipzig 1922, 176 c (= Reclams Universal-

bibliothek, Bd. 6338—39).

8

Platon: Sophistes, übersetzt von Otto Apelt, Leipzig 1914, 254 a (= Philo-

sophische Bibliothek, Bd 150).

9

Platon: Timaios, übersetzt von Otto Apelt, Leipzig 1919, 28 c (= Philoso-

phische Bibliothek, Bd 179).