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[176/177]

und den deutschen Idealismus, wie er mit der Naturphilosophie

Schellings als ontologischer Idealismus beginnt und im Laufe der

Entwicklung mehrere Formen annimmt.

A. P l a t o n (427 bis 347 v. Chr.)

Eine Darstellung der Philosophie des Atheners Platon, eines

Schülers des Sokrates, stößt auf große Schwierigkeiten. Seine Schrif-

ten sind in Form künstlerisch gestalteter Zwiegespräche mit dem

Kampfe gegen die Sophisten angefüllt und auch nicht ohne Wider-

sprüche, zumal wir von ihrer Zeitabfolge wenig Sicheres wissen.

Seine Lehrvorträge, die Lehre des inneren Kreises (auf die unter

anderem der siebente und zweite Brief hindeuten), sind nicht erhal-

ten. Ein genauer Bericht über Platons Lehre müßte daher zunächst

von einzelnen Schriften ausgehen. Das würde aber hier zu weit füh-

ren. Wir begnügen uns mit einer kurzen Übersicht der Schriften

und heben das Wesentliche zuerst in freier, systematischer Darstel-

lung hervor, der wir später Belege und Erläuterungen folgen lassen.

Für eine solche Darstellung fehlt es übrigens insoferne nicht an An-

deutungen, als Platon nach einer alten Überlieferung die Philosophie

in L o g i k (Dialektik, später Metaphysik genannt), P h y s i k

(Naturphilosophie) und E t h i k eingeteilt haben soll, eine Eintei-

lung, welche besonders die Stoiker festhielten. Diese Einteilung ist

in Wahrheit die Grundlage jedes idealistischen Begriffsgebäudes.

Wir folgen ihr in unserer Darstellung mit den früher begründeten

Unterteilungen

1

und gehen demgemäß von der Gotteslehre aus.

Gemäß dem Zustande der Überlieferung gibt es k e i n e e i n h e i t l i c h e

P l a t o n - u n d A r i s t o t e l e s a u f f a s s u n g . Als die wichtigsten nenne

ich: (1) die neuplatonische Auffassung, welche eine mystische Fortbildung sucht

2

;

(2) die scholastische und neuscholastische, welche in der Auslegung auch theologi-

schen Bedürfnissen folgt

3

(3) die philologisch eingestellte, welche sich vornehm-

lich der Textkritik zuwendet und durch streng urkundenmäßige Darstellung große

Verdienste um die Platon- und Aristoteles-Forschung hat

4

/ (4) die mehr empiri-

1

Siehe oben S. 169 ff.

2

Siehe Plotin, unten S. 372 ff.

3

Siehe Otto Willmann: Geschichte des Idealismus, 2. Aufl., Braunschweig 1907.

4

Unter anderen Friedrich Adolph Trendelenburg, Carl Friedrich Hermann,

Hermann Bonitz, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Werner Jaeger, Paul

Gohlke. — Vgl. Eduard Zeller: Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtli-

chen Entwicklung, 3. Aufl., Leipzig 1922, S. 184 ff.