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[178]

gen stellt Platon die Lehre, daß das Nichtseiende relativ doch sei

1

und entwickelt

die Gegensatzlehre oder Dialektik und den Begriff des „Reiches der Ideen“

2

.

Hierzu kommen noch unter anderem: „ K r i t i a s “ (Gesetzestreue des Sokra-

tes); „ L a c h es“ (Tapferkeit); „ C h a r m i d e s “ (Besonnenheit); „ E u t y -

p h r o n “ (Frömmigkeit); „ P r o t a g o r a s “ (gegen die Sophistik).

Nach Schaarschmidt

3

ist die E c h t h e i t nur folgender 9 Dialoge völlig

gesichert:

„Phaidros“,

„Protagoras“,

„Gastmahl“,

„Gorgias“,

„Staat“,

„Ti-

maios“, „Theaitetos“, „Phaidon“, „Gesetze“. Heute gelten alle oben genannten

für echt, überdies ein Teil der „Briefe“

4

. Hinsichtlich der Z e i t f o l g e der

platonischen Schriften herrscht keine Einigkeit. Uns dünkt es das Wichtigste:

„Staat“, „Timaios“, „Philebos“, „Sophistes“, „Gesetze“ als die reifsten und späte-

sten Dialoge zu erkennen.

Das S t u d i u m Platons beginne der Anfänger mit: „Gastmahl“, „Phaidros“,

„Phaidon“ und lasse erst dann den „Staat“ sowie die anderen größeren Dialoge

folgen. — A u s g a b e n : die doppelsprachigen im Verlage Engelmann, Leipzig,

sind besonders zu empfehlen; für „Staat“, „Staatsmann“, „Briefe“ die Ausgabe

von Wilhelm Andreae: Platons Staatsschriften, Teil 1: Briefe, Jena 1923, Teil 2:

Staat, Jena 1925, Teil 3: Der Staatsmann, Jena 1926 (= Die Herdflamme, Band 5,

6, 7). Im übrigen sind die Übersetzungen Friedrich Schleiermachers noch immer

die besten. — Wertvolle Hilfsmittel: Otto Apelt: Platon-Index, 2. Auflage, Leip-

zig 1923; Friedrich Ast: Lexicon Platonicum, 2. Auflage, Berlin 1908. — Zur

ersten Einführung: Max Wundt: Platons Leben und Werk, Jena 1924.

1.

Ü b e r s i c h t

a. Die Gotteslehre

Die G o t t e s l e h r e Platons ist als Theismus zu kennzeich-

nen. Gott ist „jenseits des Seins“

5

, wodurch der Pantheismus aus-

geschlossen wird. Allerdings wird Gott auch als höchste Idee be-

zeichnet und wäre dadurch als das die Welt formende Prinzip in die

Welt vermischt. Wie diese beiden Bestimmungen zusammenstim-

men, ist allerdings die Frage. Aber jedenfalls ist mit der letzteren

auch der Deismus ausgeschlossen, denn Gott wirkt demnach in der

Welt. Als Schöpfer der Welt erscheint Gott im „Philebos“, wo er

ausdrücklich die „Ursache“, welche vom „Bewirkten“ verschieden

ist, heißt

6

; ferner im „Timaios“, wo er als Weltbaumeister nach

Zwecken schafft. Gott ist darnach selbstbewußter Geist, ist „Weis-

1

Siehe unten S. 202.

2

Siehe unten S. 204 und 213.

3

Carl Schaarschmidt: Die Sammlung der platonischen Schriften, Bonn 1866.

4

Über den rätselhaften „Parmenides“ vgl. Max W u n d t : Platons Parmeni-

des, Stuttgart 1935.

5

Siehe unten S. 209.

6

Platon: Philebos, übersetzt und erläutert von Otto Apelt, 2. Aufl., Leipzig

1922, 27 a, b (= Philosophische Bibliothek, Bd 145).