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heit und Vernunft“, ist die „gesamte und allseitige Weisheit“

1

,

also, so muß man folgern, Persönlichkeit. In ihm muß „eine könig-

liche Seele und ein königlicher Geist

(

νούς

)

wohnen“, heißt es eben-

dort

2

. Auch jener Gottesbeweis, den Platon unter anderem im

10.

Buch der „Gesetze“ aus der Zweckmäßigkeit der Natur führt,

deutet auf Persönlichkeit Gottes, denn er setzt offenkundig eine

zweckdenkende Vernunft als Urheber voraus.

/

b. Vermittlungs- und Seinslehre

Die Gottheit vermittelt sich durch die „ I d e e n“. Die Ideen,

deren Begriff Platon nicht eindeutig entwickelte, kann man wohl am

einfachsten erklären, wenn man sie das innere geistige Wesen der

Dinge nennt (denn alles Wesenhafte ist nach Platon geistig); oder

auch mit einem, dem heutigen Denken geläufigeren Ausdrucke als

„Substanzen“ bezeichnet. Ob Platons „Ideen“ in Gott, also Gedan-

ken Gottes sind, oder selbständige Wesenheiten oder beides zu-

gleich, läßt sich schwer entscheiden. Wir werden später die Auf-

fassung begründen, daß sie zugleich eigene Wesensmächte und Schöp-

fungsformen, Bestimmungen (also auch Gedanken) Gottes sind, wel-

che gleichwohl das diesseitige Leben durchwirken und gestalten.

Denn die Dinge erhalten ihr Sein nur, wie Platon sagt, durch die

„Teilnahme“ (

μέθεξις

)

an den Ideen. — Die Ideen sind darnach: (1)

die Gattungen, die in allen Einzelwesen wirken (Immanenz); (2) da-

mit auch dasjenige, was der Allgemeinbegriff erkennt, das Allge-

meine (also zugleich: Transzendenz). Die Idee der Eichenheit z. B.

wirkt in den einzelnen Eichen (Immanenz), sie b e g r ü n d e t

ihr Sein (Transzendenz); und sie ist Objekt des Denkens, nämlich

des Begriffes der „Eichenheit“, des Allgemeinbegriffes. Auf diese

Weise begründen die Ideen sowohl unsere Erkenntnis von den Din-

gen wie das Sein der Dinge selbst; weshalb Aristoteles dem Platon

ausschließliche „Transzendenz“ der Ideen vorwirft. In Wahrheit

lehrt Platon die Transzendenz und Immanenz der Ideen. Denn

sowohl das Bestimmtwerden der Materie durch die Idee („Timaios“,

„Philebos“), wie auch der Begriff der „Teilnahme“ des Dinges an der

Idee schließt deren „Anwesenheit“ (Parusie) im Ding notwendig in

sich; (3) das „seiende Sein“ (das wir sogleich näher erklären). —

1

Platon: Philebos, 30 c.

2

Platon: Philebos, 30 d.