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Dem Gegensatze Ideenwelt: Sinnenwelt entsprechen dann bei Pla-
ton als K a t e g o r i e n des Seins: Dasselbigkeit und Anderheit
(
ταύτόν θάτερον
), das heißt Einerlei mit sich selbst und Verschie-
denheit durch ein Aus-sich-Heraustreten, welchen Gegensatz Platon
auch als Ruhe und Bewegung, Einheit und Vielheit, Begrenztes und
Unbegrenztes, Bestimmtes und Unbestimmtes (oder Chaos,
άπειρον
,
im „Philebos“) bezeichnet.
Das Dasselbige und Andere sowie das Ruhende und Bewegte wurden später
mit Recht vom N e u p l a t o n i s m u s als die vier Platonischen K a t e g o r i e n
bezeichnet, da in ihnen das Eine und Viele sowie das Begrenzte und Grenzenlose
schon gegeben erschien, und da jene vier ferner für die Ideenwelt ebenso gut wie
für die sinnliche Welt galten. Eine systematische Darstellung der Kategorien fehlt
in den Schriften Platons.
Für die Zukunft wurde grundlegend Platons Begriff des „seienden
Sein“
(
όντως όν
),
jenes Seins, das s i c h n i c h t e r s t e n t -
w i c k e l t , s o n d e r n s c h o n i n s e i n e r V o l l e n d u n g
i s t. Die herkömmliche Übersetzung als „wahrhaftes“ Sein ver-
dunkelte es, daß dieser Begriff bereits die / Unterscheidung: des
Seins als V e r m ö g e n und des Seins als entwickelte, lautere
W i r k l i c h k e i t enthält, welche später von A r i s t o t e l e s
u n d d e r S c h o l a s t i k zur Lehre von „Dynamis“ (Vermögen,
Kraft) und „Energeia“ (Wirklichkeit), „Potenz“ und „Akt“ er-
weitert wurde
1
.
Das Verhältnis von J e n s e i t i g k e i t u n d E i n w o h -
n u n g , das ist Abgetrenntheit, Transzendenz
(
χωρίσμός
und Im-
manenz
(
παρουσία
)
der Ideen in den Dingen ist eine Denkaufgabe,
die Platon tief beschäftigte und namentlich im „Parmenides“ und
„Sophistes“ behandelte. Man kann sagen, daß Platon bei vorwalten-
der Jenseitigkeit der Idee auch deren Einwohnung in den Dingen
behauptet, ohne welche ja weder die Gestaltung der Materie noch
auch die von ihm gelehrte „Teilnahme“ der Dinge denkbar wäre.
Platon nannte die Einwohnung P a r u s i e, das ist „Anwesenheit“
der Idee
2
. Jedoch ist eine genaue Aufklärung dieser Doppelheit
in Platons Schriften nicht zu finden. Bekannt ist, daß A r i s t o -
t e l e s , der nicht nur die Schriften, sondern auch die Lehrvorträge
Platons kannte, ihm einfache Jenseitigkeit der Ideen vorwarf. Man
1
Siehe unten S. 215, 225, 241 und 244 f.
2
Vgl. Gustav Teichmüller: Geschichte des Begriffs der Parusie, Halle 1873,
S. 9 ff. und öfter.