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f r u c h t b a r k e i t d e s K a p i t a l s , 2. der Ausschluß des Erzeu-

gungsbegriffes aus der Volkswirtschaftslehre, der auch heute noch

die Lehrbücher beherrscht. 3. Es gibt also für diese Lehre nur

Wert- und Preisbildung (keine Erzeugung) — alles widersinnige,

wirklichkeitsfremde Folgerungen.

Daß diese Profiterklärung unrichtig ist, läßt auch unsere Kritik

des Ricardoschen Rentenbegriffes erkennen

1

. „Profit“ ist kein Rest,

sondern folgt wesensgemäß aus einer bestimmten Leistung, ähnlich

wie die „Rente“ aus einer Führerleistung folgt

2

. Mit dem Profite

als Restgröße fällt auch Ricardos Satz: Profit + Lohn = konstant.

Auch der andere für Ricardos Profitlehre wesentliche Gedanke: daß

auf die Dauer alle Profite gleich hoch sind, da sich sonst das Kapital den

Geschäftszweigen mit hohen Profiten zuwenden und von jenen mit

niedrigen abwenden würde, ist unhaltbar. Aus Bergwerk, Landwirtschaft,

Schwerindustrie und so fort kann das Kapital oft nicht zurückgezogen

werden, so daß d a u e r n d e Z u b u ß p r e i s e (das Gegenteil der Rente)

entstehen! Auch ergibt sich hier die Schwierigkeit, daß ein solcher Aus-

gleich doch offenbar nur bei gleicher Zusammensetzung von Arbeit und

Kapital sowie bei gleicher Erzeugungszeit möglich ist. Um auch für die

kapitalreichen, langdauernden Erzeugungsgänge die gleichen Profite zu

erzielen, muß, wie Ricardo annimmt, ein höherer Preis bewilligt werden,

um „die größere Länge der Zeit“ auszugleichen

3

. Hierdurch wird aber

die Arbeitswertlehre preisgegeben, wie sich zeigte

4

. In Wahrheit sind

die Profite dauernd unausgleichbar. Seit hundert Jahren wird in der

Landwirtschaft weniger verdient als in Handel und Gewerbe.

Ricardos Wert-, Lohn- und Profiterklärung wurde später die Grund-

lage für die sozialistischen Lehren von R o d b e r t u s u n d M a r x , ins- /

besondere für die „M e h r w e r t t h e o r i e “ Marxens. Marx brauchte den

Profit, da er schon bei Ricardo nur als Restgröße gedeutet werden kann,

nur in „Mehrwert“ umzutaufen, um ihn als „Aneignung unbezahlter

Arbeit“ erscheinen zu lassen und damit eine gesellschaftliche Anklage

gegen Kapital und Unternehmer zu verbinden

5

.

ε . B e w e g u n g s g e s e t z d e r V e r t e i l u n g

Die Arbeitswerttheorie Ricardos ist solcher Art, daß Tausch-

wert und Wirtschaftssubstanz, Wertrechengesetz und Wirtschafts-

gesetz zusammenfallen, denn Arbeit ist ja nach ihr der Inbegriff

1

Siehe oben S. 105 f.

2

Näheres darüber in meinem Buche: Tote und lebendige Wissenschaft,

4. Aufl., Jena 1935, S. 388 ff.

3

David Ricardo: Principles of Political Economy and Taxation, ins

Deutsche übertragen und eingeleitet von Heinrich Waentig, 3. Aufl., Jena

1923, S. 30.

4

Siehe oben S. 95 ff.

5

Vgl. die Marx-Kritik unten S. 175 ff.