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das wirklich deutlicher sei als das, was man ihm zeigt. — So ist es, sagte er. —

Wenn man ihn aber, sprach ich, von dort mit Gewalt den rauhen und steilen

Aufstieg hinaufzöge und nicht abließe, bis man ihn ans Sonnenlicht emporge-

zogen hätte, würde er da nicht leiden und ärgerlich werden über das Ziehen, und

wenn er dann ans Licht käme, die Augen voller Glanz haben und gar nichts von

dem sehen, was wir jetzt das Wahre nennen? — Wenigstens nicht sogleich, sagte

er. — Ist doch, meine ich, Gewöhnung nötig, um die Dinge dort oben zu sehen.

Und zuerst würde er wohl am leichtesten die Schatten erkennen und danach

die Bilder von Menschen und Dingen im Wasser, sie selbst aber erst später. Und

hierauf würde er wohl die Dinge am Himmel und den Himmel selbst bei Nacht

leichter ansehen ... als wenn am Tage in die Sonne und in ihr Licht. — Wie nicht?

— Endlich glaube ich, könnte er aber auch die Sonne, nicht nur im Wasser und

nicht nur ihre Erscheinung an einem anderen Orte, sondern sie selbst an und für

sich und an ihrem eigenen Ort erkennen und anschauen, wie sie ist. — Notwendig,

sagte er. — Und da würde er dann bereits zu dem Schluß kommen, daß sie es ist,

die die Gezeiten hervorbringt, und die Jahre und alles überwaltet am sichtbaren

Ort und gewissermaßen Ursache ist von allem, was sie sahen.

Offenbar, sagte er, würden sie hiernach dazu kommen.

Doch nun? Wenn er sich der ersten Behausung erinnert, der dortigen Weis-

heit und der Mitgefangenen von damals, glaubst du nicht, daß er sich dann

glücklich preisen wird wegen des Wechsels und jene bedauert? — Ja sehr. —

Und wenn es damals Lob und Ehre bei ihnen gab und einen Preis für den,

der das Vorüberziehende am schärfsten erkannte... glaubst du, daß er nach

diesen Dingen noch Begierde trägt und nach der Stellung derer, die bei ihnen

Ehre und Macht haben, verlangt, oder aber nach jenem homerischen Geschick

und heiß wünscht: „auf fremder Scholle zu ackern im Taglohn für den klei-

nen Besitzer“...? — Ja, ich glaube, sagte er, daß er eher alles wird leiden

wollen, als auf jene Art leben. — So bedenke dann auch dies, sprach ich.

Wenn er wiederum hinabstiege und sich auf denselben Platz setzte, würde er

da die Augen nicht voll Dunkel haben, wenn er so plötzlich aus der Sonne

käme? — Ja sehr, sagte er. — Aber wenn er dann wieder in der Beurteilung der

Schatten mit jenen immer Gefesselten wetteifern sollte, während er noch geblen-

det ist und ehe er sein Auge wieder eingestellt h a t . . . würde er da nicht Lachen

erregen, würde man nicht von ihm sagen, er sei hinaufgestiegen und komme mit

verdorbenen Augen zurück, und das tauge nichts und man solle den Aufstieg

nicht versuchen. Und wenn man einen, der den Versuch macht, die Fesseln zu

lösen und emporzuführen, in die Hände bekommen und töten könnte, würde

man ihn nicht totschlagen? — Freilich, sagte er.

... Also dieses ganze Gleichnis, lieber Glaukon, sagte ich, muß man dem

Zuvorgesagten hinzufügen, indem man die Erscheinungswelt des Gesichts der /

Wohnung im Gefängnis vergleicht und das Licht des Feuers in ihm der Kraft

der Sonne. Aber den Aufstieg nach oben und die Schau der Dinge da oben

mußt du als den Aufstieg der Seele in den Bereich des Denkbaren (der Idee)

setzen, um meine Meinung zu treffen, da du sie doch zu hören verlangst. Gott

aber weiß, ob sie richtig sein mag. So also stellen sich die Erscheinungen mir

dar: unter dem Erkennbaren ist das Letzte die Idee des Guten und kaum zu se-

hen, aber, einmal erschaut, ist sie zu erschließen als die Ursache aller rechten und

schönen Dinge für alle, sie die im Sichtbaren das Licht zeugt und seinen Herrn,

im Denkbaren aber selbst als Herr Wahrheit und Geist verleiht, daß man sie

sehen muß, um einsichtig zu handeln als Einzelner und im Staat.“