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ε. Die Erziehung
Die E r z i e h u n g nimmt in Platons Geistes- und Gesellschaftslehre einen
großen Raum ein, womit sich der geschichtliche Wirklichkeitssinn seiner Staats-
lehre erweist. Sie soll die stets lebendige Neubildung der Stände sichern und die
Philosophie an die Spitze der Kultur stellen
1
.
Verwandte Grundsätze entwickelt Platons von ihm nicht vollendetes Alters-
werk „Die Gesetze“ mit zeitgemäßen Vorschlägen (die hedonistischen Einschübe
sind aber unecht und nur als Schulschrift zu werten).
d.
Naturphilosophie
Platon wandte sich überall gegen die mechanistisch-materialistische Naturerklä-
rung, wie sie damals in Griechenland aufgekommen war ( D e m o k r i t ) . Ihr
stellte er die sinnvolle Bestimmtheit der Natur gegenüber, welche er, wie sich
zeigen läßt, dreifach begründet: einmal dadurch, daß die Welt als ein Werk des
göttlichen Schöpfers nach V e r n u n f t u n d Z w e c k e n eingerichtet sei
(„Timaios“); sodann daß sie von der Weltseele bestimmt, und endlich, daß sie
ideenbestimmt sei.
Im „Phaidon“ (99 b f.) sagt Sokrates von der Erde: „Daß sie aber nun so
liege, wie es am besten war, sie zu legen, darin [in der Zweckmäßigkeit nämlich]
suchen sie [die Mechanisten] keine Kraft und glauben auch gar nicht, daß
darin eine dämonische Kraft liege...“ „Das Gute und Richtige aber glauben sie,
könne überall gar nichts verbinden und Zusammenhalten.“ Schon in der geometri-
schen Geordnetheit der Gestirnbahnen, noch mehr in der Kreisform dieser Bah-
nen sah Platon einen Beweis des Zweckmäßigen und Geordneten. Denn Kugel
und Kreis galten den Griechen als die vollkommensten Gebilde. Im „Philebos“
heißt es, daß es „eine nicht schlechte Ursache, welche Jahre und Jahreszeiten
und Monate einrichte und ordne, gebe, was mit vollem Rechte Weisheit und
Vernunft genannt werde“ (30 c) „ . . . und daß die Vernunft
(νούς)
über das
Ganze herrscht“ (30 a). Für die zweite Begründung, aus der Weltseele, ist eine
Stelle in den „Gesetzen“ besonders bezeichnend: Aus der Selbstbewegung der
Seele (Weltseele) wird gefolgert, daß sie „die Ursache aller Veränderung und
Bewegung“ sei (896 b), ferner „daß die Seele für uns früher als der Körper ent-
standen sei, der Körper aber als Zweites und Späteres, der Herrschaft der Seele
naturgemäß unterworfen“ (896 c). Die Seele ist Ursache „sowohl des Guten als
des Schlechten“. „Das also die Seele in / allem, was überall sich bewegt, wohnt
und die Leitung hat, muß man da nicht behaupten, daß sie die Welt lenke?“
(896 d f.)
Hiernach nimmt Platon z w e i W e l t s e e l e n an, eine gute und eine böse.
„Wir wollen wenigstens nicht weniger als zwei (Weltseelen) annehmen, eine
wohltätige und eine, welche das Entgegengesetzte vollführen kann“ (896 e). „Es
leitet also die Seele alles am Himmel und auf der Erde und im Meere durch ihre
eigenen Bewegungen, welchen man die Namen: Wollen, In Betracht ziehen, Besor-
gen, Beratschlagen, Richtig oder falsch meinen, Sich freuen, Sich betrüben, Zuver-
sicht hegen, Sich fürchten, Hassen, Lieben gab, welche in Verwandtschaft mit die-
sen oder als ursprüngliche Bewegungen wieder die Bewegungen zweiter Ordnung
in den Körpern annehmend, alles zum Wachstum oder zur Abnahme... leiten,
zu Wärme, Kälte, Schwere, Leichtigkeit, hart und weich, weiß und schwarz, herb
1
Vgl. Walter Becher: Platon und Fichte, Die königliche Erziehungskunst,
Jena 1937.