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phistes“, 248 e, wonach die Idee d e n k t , also persönlich ist; und
„Philebos“, 30 c, wonach der Nus (Gott) nie ohne Seele, also per-
sönlich ist.
Daher ist es Platon auch mit der Frömmigkeit ernst. Er kennt
nicht jenen abstrakten Monotheismus, den man ihm heute andichten
will und der wohl von einem praktischen Atheismus nicht weit ent-
fernt wäre; sondern er hält allen Ernstes an der Verehrung der
Götter fest, wie es unter anderem unwidersprechlich die „Gesetze“
zeigen, wo ein fortwährender Einfluß der Gottheit auf die Welt
behauptet wird, ohne ein Auf gehen Gottes in der Welt. Darum ist
ihm Gott auch das „Maß aller Dinge“
(
παντών ακρημάτων μέτρον
,
„Gesetze“, 716 c). Wie sich damit allerdings wieder die böse Welt-
seele vertragen soll, wie überhaupt das Vorhandensein des Bösen
und des Chaos neben Gott („Timaios“) zu erklären ist, bleibt un-
klar.
Im Ganzen ist in der Platonischen Gotteslehre derselbe Gottes-
begriff angebahnt, den später das Christentum lehrte und mit ihm
die geläuterte idealistische Philosophie.
b.
Seinslehre, Geisteslehre, Dialektik, Naturphilosophie
So klar jeder Philosophie die Aufgabe vorgezeichnet ist, den dei-
stischen wie den pantheistischen Fehler im Gottesbegriffe zu ver-
meiden, so schwierig ist es doch, sie begrifflich vollkommen zu lö-
sen, denn das hieße nichts Geringeres als das Verhältnis des sinn-
lichen Seins zum Übersinnlichen in allen Punkten begreiflich
machen.
Die grundsätzlichen Denkaufgaben, die sich hier für jede Meta-
physik ergeben, möchten wir folgendermaßen bezeichnen: Soll der
Pantheismus im Sinne der reinen Einwohnung Gottes in der Welt
vermieden werden, so muß eine Erhabenheit Gottes über der Welt,
eine Jenseitigkeit angenommen werden. Wird aber der Begriff der
Jenseitigkeit gedacht, so muß dieses Jenseitige das absolut Seiende
sein, was Platon das seiende Sein
(
όντως όν
)
nannte. Hier ergeben
sich aber folgende Fragen: (1) Ist das absolut Seiende jenseitig, wie
könnte es dann Geist, also W i ß b a r e s sein? Die Lösung deutet
Platon in der Gottverwandtschaft des menschlichen Geistes an. —
(2) Ist es S c h ö p f e r, also ein Tätiges, wie kann es dann ohne
alle Bewegung und in sich beharrend sein? Platon kannte die Schwie-