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der tiefer dringt als alle seine Vorgänger, berücksichtigt bei seiner Bestimmung

„zeitlicher Schichten“ meines Erachtens zu wenig die Tatsache der Stetigkeit

a l l e r Grundbegriffe im Übergange von Platon zu Aristoteles. In der „Meta-

physik“ insbesondere lassen sich meines Erachtens sachliche Schichten nicht unter-

scheiden.

Gemäß dem Zustande von Aristoteles’ Schriften gibt es auch kaum zwei ganz

übereinstimmende Darstellungen seiner Lehre. In den überkommenen Schriften

bewegt sich Aristoteles übermäßig in Einzelheiten und das Grundsätzliche, das

außerdem schwankend, sogar widersprechend ist, kann nur mühsam aus der Zer-

streuung zusammengeholt werden

1

.

1.

G o t t e s l e h r e

2

Wenn etwas ist, das nicht durch sich selbst notwendig besteht,

dann muß es, soll es irgend zu einem beständigen Verlaufe der Er-

eignisse kommen, in etwas anderem seinen Grund haben, das durch

sich selbst notwendig ist. Dieses ist Gott, das schlechterdings not-

wendige, vollkommene Wesen.

Gott ist der erste Beweger, der selbst unbewegt ist. Etwas was

unbewegt bewege, finden wir in der Erfahrung dort, wo etwas Ge-

dachtes, der geliebte Gegenstand, um seiner selbst willen gut befun-

den und begehrt wird. So wird Gott um seiner selbst willen gut /

befunden und begehrt, und bewegt die Welt, wie der geliebte Ge-

genstand den Liebenden bewegt.

Das höchste Denken ist ein Denken, das sich selbst denkt. Bei

einem solchen Denken ist die Vernunft und das Vernommene, Den-

1

Die V e r s c h i e d e n h e i t e n

d e r

A u f f a s s u n g sind dieselben

wie oben bei Platon angegeben (siehe S. 198 f.). Hinzu kommt die Neuscholastik

des T h o m i s m u s , die sich auch Neuaristotelik nennt. — H a u p t w e r k e

d e s A r i s t o t e l e s : Metaphysik, übersetzt und erläutert von Eugen Rolfes,

3. Aufl., Leipzig 1928 (= Philosophische Bibliothek, Bd 2 b—3 b); Nikomachi-

sche Ethik, übersetzt und erläutert von Eugen Rolfes, 2. Aufl., Leipzig 1921

(= Philosophische Bibliothek, Bd 5); Über die Seele, übersetzt von Adolf Busse,

Leipzig 1911 (= Philosophische Bibliothek, Bd 4); Politik, übersetzt und erläu-

tert von Eugen Rolfes, 3. Aufl., Leipzig 1922 (= Philosophische Bibliothek, Bd 7);

Physik, griechisch und deutsch von Karl Prantl, Leipzig 1854; Organon; Poetik. —

Als gute Übersetzung kommt jetzt nur noch diejenige P a u l G o h l k e s in

Frage (griechisch und deutsch, Paderborn 1948 ff.). Zur Ergänzung siehe die

zitierte Ausgabe in der „Philosophischen Bibliothek“, Leipzig. — Hilfsmittel: Her-

mann Bonitz: Index Aristotelicus, Berlin 1870; Albert Schwegler: Die Metaphy-

sik des Aristoteles, Grundtext, Übersetzung und Commentar nebst erläuternden

Abhandlungen, 2 Bde, Tübingen 1847; Matthias Kappes: Aristoteles-Lexikon,

Paderborn 1894. — Paul Gohlke: Aristoteles und sein Werk, Paderborn 1948.

2

Aristoteles: Metaphysik, XII, 6—10; IX, 8; de anima, III, 3, 6; Politik, VII, 1;

Physik, II, 6, 198 a; VIII, 10.