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chern der Geist sich in höchster innerer Spannung empfindet, in einem Schöpfer-
tume, das durch Selbstsetzung, Selbstbewegung bezeichnet werden muß; und doch
auch zugleich, sofern insichselbst versunken, als unbewegt. Darum finden sich in
aller Mystik Erkenntnisse solcher Art! In der altindischen Bhagavadgita heißt es
(XII, 17, 15
):
„Uber alle Wesen erhaben, wohnt er (Gott) dennoch in allen; in
s i c h s e l b s t u n b e w e g t , bewegt er sie...“ Das ist aus der inneren Er-
fahrung des Yogazustandes gesprochen.
Eine ähnliche Fortbildung erfährt Platons Begriff des „seienden
Seins“
1
, den Aristoteles als „Energeia“, das ist Wirklichkeit, ak-
tuelles Sein bestimmt, wodurch sich erst der Gegensatz, das noch
nicht seiende Sein, als Kraft, das ist als potentielles Sein in voller
Klarheit ergibt
2
.
/
Auch Aristoteles’ Lehren von Gott als dem Endzwecke, dem
höchsten Gute, sind als Ergänzung Platons aufzufassen. Dagegen
fragt es sich, ob nicht — wenigstens in jener Form, in der uns die
an sich so geniale Lehre des Aristoteles von der Weltschöpfung
durch Selbstbeschauung Gottes vorliegt — eine Verdunkelung des
freien Schöpfergedankens des Platonischen „Timaios“ insoferne ge-
funden werden kann, als nach Aristoteles die Welt mit N o t w e n -
d i g k e i t aus dem Selbstgedanken Gottes folgen soll; was dann
zur Anfangslosigkeit der Welt führt; welche Anfangslosigkeit wie-
der den Gottesbegriff bedroht. Denn eine Welt, die immer war,
könnte ja auch Gottes entbehren. Bei aller tiefen Wahrheit der
Lehre, daß das Sich-selbst-Denken der Gottheit zugleich die Welt
schaffe, scheint es, als ob Aristoteles unseres Erachtens hier das Mo-
ment der F r e i h e i t vernachlässigt, so daß er, soferne Gott sich
selbst denken, daher die Welt schaffen m u ß , etwas Naturalistisches
in die Gotteslehre gebracht hätte. Anders aber, wenn man es my-
stisch auffaßt.
2.
V e r m i t t l u n g s - u n d S e i n s l e h r e
a.
Die Form
Die Vermittlung zwischen Gott und Welt erfolgt nach Aristoteles
durch Wesenheiten, die er Eidos (Bild, Gestalt, dasselbe Wort, das
auch Platon am häufigsten für Idee gebraucht) nennt, oder Form
(μορφή,
forma), oder auch „das was war“
(το τι ήν είναι,
wörtlich
1
Siehe oben S. 201 f.
2
Siehe darüber sogleich unten.
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