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teriellen Sinnlichkeit verwirklicht. Daraus folgt ebenso die Ableh-
nung der mechanischen Naturauffassung, wie auch der Schluß auf
eine gestaltete, endliche Welt. Merkwürdigerweise ist sie ihm aber
in der Zeit ohne Anfang, also in dieser Richtung unendlich, wäh-
rend er sonst genialerweise eine endliche Welt annimmt. Infolge
eines naturalistischen Einschlages in seinem Gottesbegriffe erschien
ihm, wie schon erwähnt, die Welt ewig, wohl weil auch ihre Ur-
sache, die Selbstanschauung Gottes, ewig gedacht werden müsse. In
diesem Sinne fehlt ihm wohl der Schöpfungsbegriff (während im
„Timaios“ Platons ein Anfang der Welt in der Zeit angenommen
wird)
1
. — Dagegen ist dem Aristoteles wie dem Platonischen „Ti-
maios“ auch alles in der Welt auf die größtmögliche Verähnlichung
mit der Gottheit hingerichtet (Theodizee — Optimismus).
a.
Die Welt ist eine Stufenleiter von Wesen
Den obersten Himmel, die Fixsternwelt, soll die Gottheit unmittelbar bewe-
gen, die Planeten mittelbar. Die himmlische Welt gilt ihm als unverderblich und
keiner anderen Veränderung als der des Ortes (in den Umdrehungen) fähig. Die
Gestirne sind unbewegte Intelligenz, wie die Gottheit, und bei ihnen fällt Sein und
Lebenstätigkeit zusammen, sie sind der Erkenntnis der Gottheit teilhaft. Die höhe-
ren Sphären sind jeweils mitbestimmend für die niederen, nicht umgekehrt. Das
heißt, es erfährt von der niederen Welt her die höhere, das ganze himmlische
Gebäude, keinen Einfluß. In dieser Stufenleiter der Wesen liegt auch eine S t u -
f e n l e i t e r d e r Z w e c k e . „Gott und die Natur tun nichts zwecklos“
2
.
Es liegt darin aber auch eine S t u f e n l e i t e r v o n M ö g l i c h k e i t e n
u n d W i r k l i c h k e i t e n , indem zum Beispiel der Baum die Wirklichkeit
des Samens, das Haus die des Baustoffes ist.
b.
Ableitung der Materie
Am Schlusse des achten Buches seiner „Metaphysik“ macht Aristoteles eine
Andeutung, wonach „die äußerste Materie (
ή εαχάτη ύλη
,
das heißt die durch-
formte) und die Form (
είδος
) ein und dasselbe“ seien — nur auf verschiedenen
Entwicklungsstufen, die Materie der Möglich- / keit, die Form der Wirklichkeit
nach! — Darnach scheint es, Aristoteles habe die Ableitung der Materie ähnlich wie
Platon im „Sophistes“ in der Formenwelt selbst gesucht, nämlich vom N i c h t -
e n t w i c k e l t s e i n der Form her. Die nichtentwickelte Form wäre ja nach
Aristoteles Potenz, relatives Nichtsein; was in jenem relativen Nichtsein, das
Platon im „Sophistes“ innerhalb der Ideenwelt erörtert, ein Analogon hat. Denn
wenn nach Aristoteles die äußerste Materie selbst die Form und Wesenheit (Usia)
ist, so dürfen wir wohl schließen, daß auch er (ähnlich wie Platon) den letzten
1
Andrerseits widerspricht dem, daß Aristoteles einen Anfang des Mensche-
geschlechtes zu lehren scheint. — Vgl. Aristoteles: Politik, VII, 10, 1329 b, 26.
2
Aristoteles: de coelo, 271 a, 33.