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Erstens: Gott denkt sich selbst, und schafft dadurch die Welt. Der

Keim dieser Lehre liegt schon bei Platon vor

1

, aber erst in der

Aristotelischen Fortbildung erhält er seinen systemgestaltenden

Wert. Hierein liegt auch die Grundlage für die nacharistotelische,

klare Auffassung der Ideen als Gottes „Gedanken“, die zugleich Ver-

mögen des Seins (der Schöpfung nach außen hin) sind. Was bei Pla-

ton nur als Ansatz zu sehen ist, tritt hier hervor.

Zweitens: Aristoteles führt mit der Hinordnung der Schöpfung

auf ihren unbewegten Beweger einen Gedanken durch, der aller

hohen M y s t i k eigen ist, auf den auch Platon schon deutet

2

.

Die altindische Bhagavadgita sagt: „Ich beharre und trage mit einem Teile von

mir die ganze Welt“ (X, 42). Meister Eckehart sagt: Die Liebe, mit der Gott sich

selbst liebt, ist die Liebe der Kreaturen, die daher zu Gott / streben. So auch

A u g u s t i n u s : „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“

Der Zug a l l e r G e s c h ö p f e z u G o t t , von dem Platon spricht

(„Phaidros“, „Timaios“), wird nun aus dem Wesen der Schöpfung erklärt. Nun

erscheint die Formulierung des Aristoteles erst in seiner vollen Größe: Das-Sich-

selbst-Denken Gottes sei die letzte Wirklichkeit (Energeia), die auch die Ver-

mögenheiten der Formen oder Ideen (welche vermögen, sich im sinnlichen Sein

darzustellen) in Bewegung setzt.

Drittens dürfen wir im Hinblick auf den deutschen Idealismus

aus den Sätzen des Aristoteles folgern: daß der Geist auch der Grund

der Natur sei. Er ist die letzte Macht der Hervorbringung der Na-

tur. Denn als G e i s t ist Gott das Sich-selbst-Denkende; und nur

durch das Sich-Denken Gottes werden jene Vermögenheiten der

Ideen in Bewegung gebracht. Damit gilt aber auch, so dürfen wir

hinzufügen, der Geist als der letzte Zweck der Natur.

Das geschichtlich Wirksamste in der Fortbildung Platons durch

Aristoteles lag überall in der größeren Bestimmtheit der Begriffe

und ihrer methodischen Anwendung auf die konkreten fachwissen-

schaftlichen Untersuchungen. Aristoteles gab manchen platonischen

Gedanken erst j e n e m e i s t e r l i c h e F a s s u n g , d u r c h

d i e e i n e L e h r e G e s t a l t u n d L e b e n i n d e r G e -

s c h i c h t e e r h ä l t .

4 .

D i e F r a g e , w o r i n A r i s t o t e l e s e i n e n R ü c k -

s c h r i t t g e g e n P l a t o n m a c h t e , beantworteten schon

unsere früheren Hinweise auf einzelne Lehrbegriffe.

1

Siehe oben S. 208 f.

2

Siehe oben S. 240 f.

17*