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legung der Fachwissenschaften war das große geschichtliche Ergebnis

der geistigen Wendung, welche Aristoteles einleitete.

C.

B e u r t e i l u n g d e s A r i s t o t e l e s . R ü c k b l i c k

a u f P l a t o n u n d A r i s t o t e l e s

Überblickt man die beiden Lehrgebäude in ihrem Zusammen-

hange, so überblickt man damit auch die Wege, Fragestellungen und

Denkaufgaben der gesamten idealistischen Philosophie und ebenso

ihre grundsätzlichen Lösungsversuche. Das wird sich freilich erst

ganz zeigen, wenn wir auch die Philosophien des deutschen Idealis-

mus in die Betrachtung einbeziehen.

Die folgende Zusammenfassung will nicht neuerliche Vergleiche

einzelner Platonischer und Aristotelischer Lehrbegriffe anstellen, da

die wesentlichen Hinweise fast überall gegeben wurden. Hier han-

delt es sich um beide Lehren als ein Gesamtganzes. Da ergibt sich

nun aus dem bisherigen zuerst, daß Aristoteles in den Grundbegrif-

fen seiner Lehre nicht so usrprünglich ist, als meist angenommen

wird. Wir erkannten, wie er einerseits Platon begrifflich ausgestal-

tete und vollendete, ihn aber andererseits doch auch darin verdarb,

daß er durch die reine Einwohnung der „Form“ den Ideenbegriff

herabzog; was sich auch darin ausdrückte, daß die unbedingte Vor-

ordnung der Form (Idee) bei Platon von Aristoteles nicht festgehal-

ten wird, sondern einer Gleichordnung der „vier Ursachen“ Platz

macht. Unter anderem zeigt sich das: in der „vierten Ursache“, als

Herabsetzung der Form zum „Zweck“. (Der Zweck kann nicht der

Form und Materie, die ursprünglicher sind, gleichgeordnet werden.)

Gewiß wurde Aristoteles durch seine großartige Gotteslehre vor

Pantheismus bewahrt, aber in seiner Formenlehre liegen Züge, d i e

dem P a n t h e i s m u s s o w o h l w i e N o m i n a l i s m u s

e n t s p r e c h e n . Das deutet auf ein tieferes Gebrechen der Ari-

stotelischen Lehre (so wie sie uns vorliegt) hin: Aller Pantheismus

geht auf Verleugnung des Geheimnisses und will das Jenseitige, Ver-

borgene diesseitig machen.

Die Vierursachenlehre des Aristoteles ist so trotz des Vorzuges,

den Begriff der Bewegung ausdrücklich einzuführen, geradezu eine