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sich im einzelnen von irdischem Wissen zueignet, schmilzt, ja man kann sagen,

verdampft in seiner Methode, in seinem Vortrag.

Aristoteles hingegen steht zu der Welt wie ein Mann, ein baumeisterlicher. Er

ist nun einmal hier und soll hier wirken und schaffen. Er erkundigt sich nach dem

Boden, aber nicht weiter, als bis er Grund findet. Von da bis zum Mittelpunkt

der Erde ist ihm das Übrige gleichgültig. Er umzieht einen ungeheueren Grund-

kreis für sein Gebäude, schafft Materialien von allen Seiten her, ordnet sie, schich-

tet sie auf und steigt so in regelmäßiger Form pyramidenartig in die Höhe, wenn

Plato, einem Obelisken, ja einer spitzen Flamme gleich, den Himmel sucht.“

1

Dante nannte Aristoteles den „Meister derer, die da wissen“.

Schelling: „Die aristotelische Philosophie ist ein aus allen Elementen der

Natur und des Menschengeistes im Feuer der reinsten Analysis ausgezogener

Geist.“

2

/

D.

Der d e u t s c h e I d e a l i s m u s

„ . . . die tiefen Grundideen der Idealphilosophie bleiben ein

ewiger Schatz, und schon allein um ihretwillen muß man

sich glücklich preisen, in dieser Zeit gelebt zu haben.“

Schiller an Wilhelm von Humboldt, 1805.

Der deutsche Idealismus bietet, äußerlich gesehen, ein anderes

Bild als der griechische. Die geschichtlichen Voraussetzungen: der

Kampf mit gegnerischen Lehren, die begrifflichen Ausgangspunkte

und die Kunstausdrücke sind zum Teil sehr verschieden. Was Wun-

der, daß der Abstand dieses neueren Idealismus von dem alten mei-

stens als grundsätzlich empfunden wird? Dazu kommt, was nicht

genug beachtet werden kann: daß dieser Idealismus im Wesentlichen

ohne Kenntnis des alten entstand. Die geringe Schätzung des Ge-

schichtlichen in der Aufklärung, die manchmal in offene Verachtung

überging, ließ den alten Idealismus fast in Vergessenheit geraten.

Die geringen philosophiegeschichtlichen Kenntnisse Kantens zum

Beispiel sind bekannt. Was für Kant fast allein bestand, waren seine

Gegner: der Empirismus und die erstarrte, sogenannte dogmatische

1

Johann Wolfgang von Goethe: Materialien zur Geschichte der Farbenlehre,

in: Goethes Werke, herausgegeben im Auftrage der Großherzogin Sophie von

Sachsen, Abt. 2, Bd 3, Weimar (H. Böhlau) 1893, S. 141 f.

2

Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: Die endlich offenbar gewordene

positive Philosophie der Offenbarung, Wörtlicher Text, Beurteilung und Berich-

tigung der Schellingischen Entdeckungen über die Philosophie überhaupt, Mytho-

logie und Offenbarung des dogmatischen Christentums im Berliner Winterkursus

1841—42, herausgegeben von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, Darmstadt 1843,

S. 405.