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Wir erinnern nur an: den Naturalismus im Begriffe der anfanglosen Welt;
den Mangel der Vorsehung; die Schwäche einzelner ontologischer Lehrsätze,
wonach das Wirkliche vor dem Möglichen sein, das Seiende keine Gattung haben
soll; den Begriff des Stoffes, der als bloß passive Möglichkeit ungenügend behan-
delt ist — während Platon ihn ü b e r d i e s als das nicht voll Bestimmbare, sowie
als Sein des Nichtseienden erklärt und ihn aus den Differenzen in der Ideenwelt
abzuleiten sucht; womit er eine tiefere Auffassung anbahnt. Allerdings finden
wir auch bei Aristoteles eine Andeutung dieser Art
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; endlich an den das gesamte
System beherrschenden Begriff der Einwohnung der Form, durch welchen, wie
gezeigt, ein pantheistischer und nominalistischer Zug in die Lehre des Aristoteles
kommt. Indem aber der Nominalismus der Logik wieder zum Empirismus in der
Ontologie und Erkenntnistheorie hindrängt — müßte es zuletzt sogar zum Indivi-
dualismus der Gesellschaftslehre, zum Utilitarismus in der Sittenlehre kommen.
Aristoteles zieht diese Folgerungen nicht, aber doch entsprechen ihnen manche em-
piristischen Bestandteile in seiner Lehre, welche sonach nicht als einzelne Mängel
zu betrachten sind, sondern als Folgen der Schwächung der Grundsätze.
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Demgemäß tritt in der Aristotelischen Philosophie im Vergleiche
zur Platonischen die E i n g e b u n g g e g e n ü b e r d e m B e -
g r i f f e zurück. Die Philosophie des Aristoteles ist vor allem Be-
griffsphilosophie, auf begrifflichem Gebiete war sie schöpferisch.
Der Zug zum Rationalistischen und die Hinwendung zur Empirie
waren Folgen von größter geschichtlicher Bedeutung. Der idealisti-
sche Eingebungsgrund fehlt nicht, aber er verblaßt.
Gerade dem rationalistischen Zuge verdankt es Aristoteles, daß
er neben Platon der einflußreichste Philosoph der abendländischen
Geschichte wurde. Er leitet mittelbar den Platonismus weiter und
seine Arbeit dient daher auch jener Platons. Sein Rationalismus
ist insoferne segensreich, als er der breiteren Menge der Gebildeten
in Form von Begriffen das gibt, was sie in Form von Erlebnissen
nicht fassen könnte
2
.
G o e t h e , D a n t e , S c h e l l i n g ü b e r P l a t o n u n d A r i s t o t e l e s .
Goethes berühmtes Urteil lautet: „Plato verhält sich zu der Welt wie ein seliger
Geist, dem es beliebt, einige Zeit auf ihr zu herbergen. Es ist ihm nicht sowohl
darum zu tun, sie kennen zu lernen, weil er sie schon voraussetzte, als ihr das-
jenige, was er mitbringt und was ihr so not tut, freundlich mitzuteilen. Er dringt
in die Tiefen, mehr um sie mit seinem Wesen auszufüllen, als um sie zu erfor-
schen. Er bewegt sich nach der Höhe, mit Sehnsucht, seines Ursprungs wieder teil-
haft zu werden. Alles, was er äußert, bezieht sich auf ein ewig Ganzes, Gutes,
Wahres, Schönes, dessen Forderung er in jedem Busen aufzuregen strebt. Was er
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Siehe oben S. 244 f. und 253 f.
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Über Aristoteles’ Verhältnis zum A p r i o r i s m u s siehe oben S. 233
und öfter.