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Und seine Antwort lautet: Weil sie selbst etwas vom Geiste an sich

hat.

/

Schellings Aufgabe war nun, den Gang der Selbstsetzung des Welt-

geistes in der Natur darzustellen. „Über die Natur philosophieren“,

sagte er kühn, „heißt die Natur schaffen.“ Das Wesen der Natur war

ihm Objektivität, Geist in Form der Objektivität, das des Geistes,

sich zu subjektivieren. Darum galt es, die Natur stufenweise aus den

einfachsten Setzungen des Geistes hervorgehen zu lassen, der zu-

letzt, zur Subjektivität durchbrechend, im m e n s c h l i c h e n

I c h w i e O d y s s e u s s c h l a f e n d s e i n e H e i m a t

f i n d e t .

Die Darstellung dieser Odyssee des in die Objektivität vergrabenen, aber der

Subjektivität zustrebenden Geistes in der Natur bei Schelling hat freilich viel Ge-

wagtes, denn sie will nicht weniger als: einen ableitenden Entwurf des Gesamt-

aufbaues der Natur geben, also ebenso deduktiv und konstruktiv Vorgehen, wie

Fichte das bei seiner Nachbildung des Bewußtseins in der „Gnosogonie“ tat

1

.

Das klingt dem heutigen Menschen hochfliegend, ja paradox. Man verstehe es

aber dahin, daß hier die Natur nicht als Geist im menschlich-persönlichen Sinne

erklärt wird, jedoch wohl (so könnte man es modern ausdrücken) als schöpferische

Wirksamkeit. Schöpferisch ist zuletzt nur Geist oder Geistartiges. Man soll

Schelling dankbar sein, daß er sich an dieses kühne Wagnis, auf das der Mensch

nie ganz verzichten wird, überhaupt herantraute. Der bloße Tadel ist billig.

Bringt man die Naturphilosophie Schellings auf ihren einfachsten und grund-

sätzlichen Inhalt, dann erscheint sie durchaus ernst und groß. Freilich, im Einzel-

nen ging das ableitend-entwerfende Verfahren fehl und viel zu weit. Aber

Schelling war erst 22 Jahre alt, als er die Naturphilosophie begründete.

In der Selbstdifferenzierung oder Selbstsetzung des Weltgeistes zur Natur ent-

stehen nach Schelling zuerst zwei entgegengesetzte Kräfte: A b s t o ß u n g u n d

A n z i e h u n g o d e r A u s d e h n u n g u n d Z u s a m m e n z i e h u n g (das

übernahm Schelling von Kant, deutete es aber als Entsprechung zum Auseinander-

treten in Subjekt und Objekt im Setzen = Entgegengesetztwerden).

Das Zusammenwirken der zwei Kräfte ergibt (wie bei Kant): die M a t e r i e ,

das am meisten Objektive in der Natur.

Als Materie ist die Natur S c h w e r e ; aus ihrem Subjektivierungsstreben

aber bricht das L i c h t . Das Licht erregt den „dynamischen Prozeß“ der Materie:

M a g n e t i s m u s , E l e k t r i z i t ä t , C h e m i s m u s sind seine Stufen. Da-

durch entstehen die unorganischen Körper.

Der „dynamische“ Prozeß setzt sich im Organischen fort als: R e p r o d u k -

t i o n , I r r i t a b i l i t ä t u n d S e n s i b i l i t ä t , denen die drei Reiche:

P f l a n z e n , T i e r e , M e n s c h e n entsprechen; wobei aber der Mensch

grundsätzlich vom Tier getrennt wird, entgegen den schon damals aufgestellten,

später von C h a r l e s D a r w i n vollendeten Lehren

2

. Grundgesetz aller Er-

1

Siehe oben S. 131, 153 und 157.

2

Schelling: Sämtliche Werke, Abt. 1, Bd 3, S. 440 ff. und 491 ff.