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Trotzdem es der Naturphilosophie Schellings an Freunden nicht
fehlte — C o n r a d B u r d a c h , K a r l E r n s t v o n B a e r ,
A l e x a n d e r B r a u n , H e n r i k S t e f f e n s , L o r e n z
O k e n , D i e t r i c h G e o r g K i e s e r , C a r l G u s t a v
C a r u s , nicht zuletzt G o e t h e u n d S c h i l l e r —, geriet sie
gegenüber der mathematischen Naturwissenschaft bald ins Hinter-
treffen und schließlich in Vergessenheit; keineswegs allein wegen
der Erfolge der letzteren und angeblicher Mißerfolge der ersteren,
sondern wegen des materialistischen Geistes der Zeit. Nur Rußland
machte eine Ausnahme, wo Schelling bis zum ersten Weltkriege
weiterwirkte.
Der Gedanke, der Mensch sei sich seines Durchganges durch die
Natur nicht bewußt, deutet schon auf die spätere Lehre Schellings
hin, „daß er seine universelle und zentrale Stellung gegen die Dinge
wieder verloren“ habe
1
durch eine Katastrophe, welche die christ-
liche Religion unter dem Namen des F a l l e s annimmt. Damit
sind wir auf die Spätlehre Schellings hingewiesen, mit der wir uns
aber jetzt nicht beschäftigen können
2
.
β.
Geistesphilosophie
3
Die Geistesphilosophie Schellings war anfangs im Rahmen der
Fichteschen Begriffe geblieben. Die E r k e n n t n i s t h e o r i e
macht davon zum Teil eine Ausnahme. Zwar entwickelt Schelling
im „System des transzendentalen Idealismus“ im Wesentlichen die-
selbe Setzungslehre und Gnosogonie wie Fichte, aber als erkenntnis-
theoretische Folgen des neuen Natur-, das heißt Gegenstandsbegrif-
fes sind doch unmittelbar gegeben: (1) daß im Ich selbst, in der Sub-
jektivität, noch Objektivität am Grunde bleibt — eine Lehre,
welche die „intellektuelle Anschauung“ (Eingebung) in ihrer grund-
sätzlichen Stellung verständlich macht (worauf wir aber nicht ein-
gehen können); (2) daß die Objektivität Mitbedingung des Er-
kenntnisvorganges wird.
1
Schelling: Sämtliche Werke, Abt. 1, Bd 10, Stuttgart 1861, S. 185 f.
2
Siehe unten S. 271 ff.
3
Schelling: System des transzendentalen Idealismus (1800), Sämtliche Werke,
Abt. 1, Bd 3, Stuttgart 1856; Philosophie der Kunst (1802—05), Sämtliche Werke,
Abt. 1, Bd 5, Stuttgart 1859.