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objektiven Eingliederungsgrund verwandelt werden, um zur Wirt-
schaft zu führen.
(7)
Daraus folgt auch die Hinfälligkeit des isolierenden („ab-
strakten“) und deduktiven Verfahrens Smith-Ricardos und die /
Hinfälligkeit der angeblichen sittlichen Neutralität des wirtschaft-
lichen Handelns, wie überhaupt die Hinfälligkeit der Vorstellung
eines Homo oeconomicus. Denn „Eingliedern“ heißt niemals bloß
nach subjektivem Gewinnstreben handeln, sondern heißt überdies,
aus den inhaltlichen V o r a u s s e t z u n g e n der vorgegebenen wirt-
schaftlichen Ganzheiten handeln und am wirtschaftlich-gesellschaft-
lichen, also auch sittlichen Ganzen teilnehmen.
(8)
Unrichtig ist auch das Verfahren Smiths und Ricardos, sofern
es atomisierend, quantifizierend, mechanisierend, daher mathema-
tisierend und kausalgesetzlich ist. Denn wenn es nicht Arbeits-
Mengen noch Güter-Mengen sind, welche in Wahrheit die Wirt-
schaft bestimmen, sondern die s i n n v o l l e Gliedhaftigkeit der
Leistungen in den jeweiligen Ganzheiten, dann ist etwas Qualitati-
ves maßgebend; und dann ist für mechanisch-kausale „Gesetze“
ebensowenig Platz wie z. B. in den Denkgesetzen der Logik (die
gleichfalls sinnvoll und nicht mechanisch sind). Die Wirtschaft ist
zwar innerlich eindeutig bestimmt, sie ist aber nicht mechanisch-
kausal bestimmt. Die „Gesetze“ von Angebot und Nachfrage wie
die „Preisgesetze“ sind daher keine Naturgesetze und keine ur-
sprünglichen Gesetze, sondern nur abgeleitete Entsprechungen, nur
der A u s d r u c k sinnvoller, gliedhafter Leistungszusammenhänge.
Sie sind als abgeleitete Erscheinungen dem Fieber vergleichbar, das
nur Symptom, nichts Ursprüngliches ist
1
.
(9)
Unhaltbar ist endlich auch die wirtschaftspolitische Lehre
Smiths und Ricardos, welche die Nichteinmischung (laisser-faire,
Wirtschaftsfreiheit) verlangt und die. Unmöglichkeit dauernder Be-
einflussung der Wirtschaft gegen die „Preisgesetze“ behauptet.
In Wahrheit gibt es überhaupt keine Wirtschaft ohne organisato-
rische Mittel (das ist Kapital höherer Ordnung
2
), und diese stammen
zuletzt von Staat und Stand. Auch gibt es keine Naturgesetze der Wirt-
schaft. Daraus folgt (a) daß p r a k t i s c h e W i r t s c h a f t s p o l i t i k
w i r k l i c h m ö g l i c h s e i , und zwar als planmäßige Umgestaltung
1
Siehe oben S. 102 f.
2
Siehe unten S. 220.