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f a ß t , zeigt grundsätzliche Gebrechen. Es sind dieselben, die auch den
heutigen Neuricardischen Schulen, der Grenznutzenschule und der ma-
thematischen Schule, anhaften
1
. Nach des Verfassers organischer Auf-
fassung der Wirtschaft sind die Grundfehler von Ricardos Verteilungslehre
folgende:
(1) daß Ricardo jeweils schon fertige, einzelne Güter, die auf den
Markt kommen, verteilt werden läßt, während in Wahrheit alle Güter
(genauer: ihre Leistungen) stets unfertig, stets im Werden begriffen sind
und erst a n e i n a n d e r , erst durch Gegenseitigkeit zu Gütern
w e r d e n ;
(2) daß Ricardo im Tauschvorgange selbst keine fruchtbare Leistung
sehen kann, wie alle Individualisten, während in Wahrheit im Tausch-
gange die Güter ihrer Verwendung näher kommen, ihnen hier also noch
wirtschaftliche Eigenschaften (die „Marktreife“) hinzugefügt werden;
(3) daß die Verteilung aus dem Preise folgen soll, während in Wahr-
heit die Verteilung aus der Gliederung der Leistungen folgt und die
Preise nur A u s d r u c k dieser Gliederung sind. N i c h t P r e i s i s t
v o r V e r t e i l u n g , s o n d e r n V e r t e i l u n g i s t v o r P r e i s . Denn
der Preis ergibt sich primär nicht aus Angebot und Nachfrage, sondern
aus jener Gliederung der Gesamtwirtschaft, die hinter Angebot und
Nachfrage steht.
(4)
endlich ist Ricardos Verteilungslehre auf eine falsche Lehre der
„Produktionsfaktoren“ gegründet. Da in d i e s e r d i e A r b e i t d i e
b e h e r r s c h e n d e S t e l l u n g h a t , die Arbeitswertlehre aber hin-
fällig ist, ist die gesamte Verteilungslehre hinfällig.
d.
Wirtschaftspolitik
Der Grundsatz des „laisser-faire" folgt aus der Voraussetzung
der individualistischen Theorie, die wir wiederholt zurückwiesen
2
.
Die Freihandelslehre Ricardos übersieht in dem Beispiele von
Portugal-England
3
, 1. daß ausländische und inländische Arbeitstage
nicht gleichgesetzt werden können, da sie in verschiedener Weise
von Kapital und Kapital höherer Ordnung befruchtet werden;
2. daß es sich nicht primär um einzelne Wertgleichungen, um „kom-
parative Kosten“, handeln könne. Maßgebend sind vielmehr die
F o l g e n einer Ein- und Ausfuhr auf / den Gliederbau der Wirt-
schaft. Wird in England portugiesischer Wein und überseeischer
Weizen eingeführt, so bedeutet das: daß englischer Boden brach
gelegt, die Landwirtschaft vernichtet, dagegen das Gewerbe ent-
wickelt wird; es bedeutet, daß dadurch der gesamte innere Aufbau
der Volkswirtschaft verändert, umgegliedert wird. D i e s e U m -
1
Vgl. darüber unten S. 199 ff. und 218 f.
2
Vgl. oben S. 75 ff. und 100 f., unten S.
3
Siehe oben S. 101.