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Kategorien- und Verfahrenlehre. Diese führt schließlich dazu, die m e c h a n i -

s c h e U r s ä c h l i c h / k e i t a l s b l o ß e U n t e r s t e l l u n g , als Regel-

mäßigkeit in einer Ganzheit entfernter Ordnung, zu bestimmen und die Natur

selbst nur als eine Fernentsprechung des Geistes, nur als Ganzheit f r e m d e r

E b e n e , nicht aber als unmittelbare Vorstufe des Geistes zu behandeln. Ferner

darf die Natur auch nicht von unten hinauf erklärt werden, wie die dialektische

Methode will. Denn vom Einfachen zum Höheren aufzusteigen, läuft zuletzt

auf eine materialistische Betrachtungsart hinaus. Die Erklärung muß vielmehr von

oben hinunter gehen, das Niedere kann nur vom Höheren stammen.

Die Mängel der Naturphilosophie Schellings liegen nur in der

Ausführung. Ihre innere Größe ist unverlierbar, Goethe sprach sie

aus:

„So im Kleinen ewig wie im Großen,

Wirkt Natur, wirkt Menschengeist, und beide

Sind ein Abglanz jenes Urlichts droben,

Das unsichtbar alle Welt erleuchtet.“

2 .

F r a n z v o n B a a d e r (1765—1841)

muß als nächster Geistesverwandter Schellings und noch mehr als dieser auf Ja-

kob B ö h m e (

1624) fußend, bezeichnet werden. Leider fehlt es Baaders ge-

nialen, philosophisch-theosophischen Eingebungen an systematischer Ausbildung

und Einheit, weshalb ihre Darstellung weiterläufige Erörterungen nötig machte,

für die es hier an Raum gebricht.

Seine Geistesphilosophie ging von der Fichtes aus, mit dem Unterschiede jedoch,

daß er die Fundierung des menschlichen Geistes im göttlichen Geiste, zu der klar

Fichte erst in seiner Spätlehre kam, von Anbeginn in den Mittelpunkt rückte

(„cogitor ergo cogito“

1

). Seine Naturphilosophie entsprach der Schellings, jedoch

ohne pantheisierende Züge, indem er von Anfang an alles streng theistisch und

religiös-theosophisch auffaßte. Ebenso war seine Gesellschaftsphilosophie von An-

beginn antiindividualistisch und durch den Gedanken echter Gemeinschaft be-

stimmt

2

.

3 . Die S c h u l e S c h e l l i n g s u n d B a a d e r s

3

An dieser Stelle sei noch genannt C a r l C h r i s t i a n F r i e d r i c h K r a u s e

(1781—1832), der von Fichte, Schelling und Baader ausging. Er entwickelte einen

Theismus, welcher zugleich die Immanenz des persönlich und transzendent ge-

dachten Gottes behauptete, und den er treffend P a n e n t h e i s m u s , All-in-

1

Siehe oben S. 139 f.

2

Franz von Baader: Sämtliche Werke, 16 Bde, herausgegeben von Franz

Hoffmann, München 1851—1860; Franz von Baaders Schriften zur Gesellschafts-

philosophie, herausgegeben von Johannes Sauter, Jena 1925 (= Die Herdflamme,

Bd 14).

3

Siehe unter „Spätidealismus“ unten S. 300 f.