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Unleugbar gibt Hegels System zu solchen Mißdeutungen Anlaß.
Denn das Absolute ist für Hegel Ursein nach Art der Identität,
Indifferenz, also doch vielleicht noch bewußtlose Idee?; die N a t u r
(Materie) ist die Entäußerung, das „Anderssein“ der absoluten Idee.
Daraus scheint zu folgen, daß der bewußte G e i s t nur hervortritt
in der Rückkehr der Entäußerung der Idee in sich; so daß also erst
die Entäußerung Gottes in der Natur das Zusichkommen Gottes
(den Wiedereingang) bedingen würde. Indessen ist dieses Zusich-
kommen des Geistes (Gottes) nicht zeitlich zu verstehen, sondern
zeitlos, strukturell; aber daß allerdings der obige Gedankengang,
wenn auch mit dieser Einschränkung des Zeitlosen bestehe; und daß
er einen unhaltbaren Gottesbegriff (denn Gott kann nicht erst in der
Schöpfung zu sich kommen) enthalte, scheint andererseits unabweis-
bar. — Ferner ist / innerhalb der durch die dialektischen Setzungs-
schritte entstehenden Gebilde, ist außer dem in sich zurückkehren-
den Geiste, von Persönlichkeit nichts zu finden, so daß auch hierin
ein pantheistisches Element des Systems gefunden wurde.
Trotz alledem muß man sich bei eingehendem Studium Hegels
überzeugen, daß die gesamten dialektischen Setzungsschritte als
f r e i e S c h ö p f u n g s a k t e G o t t e s aufzufassen seien. Denn
wenn auch Hegel alles von der Seite der dialektischen Determiniert-
heit her darstellt und darstellen muß — denn das war das Neue an
seinem Lehrbegriffe —, so ist damit nicht gesagt, daß der von ihm
deduzierte dialektische Aufbau von Natur und Geist die freie Schöp-
fertätigkeit Gottes ausschließe. Im Gegenteil! Woher käme denn die
Setzung in Natur und Geist, wenn das Absolute (dessen innere Ka-
tegorienstruktur die „Logik“ als Sein, Wesen und Begriff darstellt)
nicht die freie Macht solcher Setzung, freie Schöpfertätigkeit wäre?
Die Schöpfung, sagt Hegel, „ist nicht Tun der Macht, denn erst die
Macht als Weisheit bestimmt sich“
1
. „Dieses Erschaffen i s t . . . der
Begriff selbst (also Gott) nach seiner absoluten Bewegung...“, das
heißt nach seiner Dialektik des Setzens.
Die dialektische Bestimmtheit von Natur und Geist, also der
Schöpfung, soll nach Hegels titanischem Unternehmen eben dadurch
begreiflich gemacht werden, daß schon die V o r f o r m e n oder
1
Hegel: Sämtliche Werke, Bd 16, S. 33.