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K a t e g o r i e n im Absoluten, in „Gott vor Erschaffung der Welt“,
durch die Logos-Wissenschaft oder „Logik“ aufgezeigt werden.
Wird Hegel so, vom innersten Kerne des Systems aus, verstanden,
dann kann der Vorwurf einer pantheistischen Selbstverwirklichung
des Absoluten in der Welt oder dessen Selbstaufspaltung nicht mehr
aufrechterhalten werden!
Daß aber die Lehre von den Kategorien dieses Absoluten, des Lo-
gos oder der innergöttlichen Welt, zuletzt enttäuschen müsse, ist al-
lerdings leider nicht zu leugnen. Denn die Umbildung der drei
ersten Kategorien Fichtes (Realität, Negation, Limitation) in Hegels:
„Sein, Wesen, Begriff“ mit ihren Unterteilungen: „Qualität, Quan-
tität, Maß, Reflexion, Erscheinung“ usw. gibt in Wahrheit keinen
Schlüssel zum Verständnis der Welt an die Hand.
Erschwerend kommt überall die schillernde, zum Teil fast stammelnde
Terminologie Hegels hinzu. Das Absolute, Gott, heißt auch Idee, auch absolute
Idee, Geist, Vernunft, absolute Vernunft und anderes mehr, aber „ a b s o l u t e r
G e i s t “ heißt in seiner Geistesphilosophie nur eine bestimmte Stufe des „Gei-
stes“, / nämlich „Kunst-Religion-Philosophie“ im Gegensatze zum „objektiven
Geist“, nämlich dem gesellschaftlich organisierten Geiste: „Recht-Moralität-Sitt-
lichkeit“. — Auch indem Hegel der „subjektiven“ Moralität eine „objektive“ Sitt-
lichkeit (Familie, Staat etc.) entgegensetzt, entstehen schillernde und sprachwidrige
Unterscheidungen.
δ. Dialektik
Hiermit kommen wir schon über das Grundsätzliche hinaus und
rühren an die Frage: wie weit Hegels Lehre von den dialektischen
Setzungsschritten inhaltlich haltbar und fruchtbar sei, und zwar
nicht nur in der „Logik“, sondern auch in der Natur- und Geistes-
philosophie? Sieht man von der Naturphilosophie ab, die sich wenig
von der Schellings unterscheidet, so zeigt sich, daß man weder seine
subjektive noch seine objektive Geisteslehre (Psychologie und Sozio-
logie) in ihrer inhaltlichen, dialektischen Gliederung bejahen könne
und ebensowenig seine Kunst- und Religionslehre. Zwar ist hier He-
gel überall der damaligen wie heutigen e m p i r i s t i s c h e n Auf-
fassung dieser Fächer turmhoch überlegen und seine Kraft, ideali-
stische Gedanken zu entwickeln überall zu bewundern. Auch sind
ihm viele herrliche Tiefblicke gelungen. Aber durch das strenge
Schema der Dialektik, das alles in Gegensätzen aufzubauen nötigt,
wird vieles wieder verdorben. Öde Konstruktionen treten oft an die
Stelle des lebendigen Reichtums der Wirklichkeit.