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schaft aufzufassen. Die Sittenlehre, die sich darauf aufbaut, beruht

immer deutlicher auf dem, was wir den Vorrang der Gemeinschaft

vor dem Einzelnen nennen können, und zuletzt auf einer Vergot-

tung.

/

Die Lehrbegriffe einer geistigen Gesamtausgliederung der gesell-

schaftlichen Welt und ihrer Ganzheit wurden zwar nicht ausdrück-

lich entwickelt, aber der innere Zug der Begriffsentfaltung ging da-

hin.

Insbesondere folgt daraus, daß der Begriff der Führung in der

Gesellschaft, vor allem der Staatslenkung, als Ergreifen übersinnli-

cher Inhalte durch intellektuelle Anschauung (Eingebung, Ideen-

schau) gefaßt wurde. Führung weist auf Sehertum.

j.

Auf dem Grunde des kosmisch Überindividuellen wurde immer

klarer der Begriff der Geschichte entwickelt, nachdem Novalis

(„Christenheit oder Europa“, 1799) und Schelling („Methode des

akademischen Studiums“, 1803) dazu den Anfang gemacht hatten.

Eine Weiterverfolgung dieser Gemeinsamkeiten und ihr Ver-

gleich mit dem alten Idealismus wird sich im Fortgange unserer Be-

trachtung noch ergeben.

VI. Über Fehl- und Mischsysteme des Idealismus

Daß die n a c h a r i s t o t e l i s c h e n L e h r g e b ä u d e des

Altertums mit Ausnahme der neuplatonischen fast durchaus Misch-

gebilde sind, ist in der Geschichte der Philosophie so allgemein an-

erkannt, daß wir uns weiterer Bemühungen entheben dürfen. —

Beim N o m i n a l i s m u s des ausgehenden Mittelalters liegt die

Klitterung ebenfalls am Tage. Sie ist dadurch bedingt, daß die No-

minalisten im Rahmen idealistisch-metaphysischer Systemvoraus-

setzungen empiristische Lehrbegriffe entwickeln. Wir wenden uns

daher sogleich der Neuzeit zu.

A.

R e n e D e s c a r t e s (1596—1650)

Jenes Lehrgebäude, welches die Entwicklung der neueren Philo-

sophie einleitet, schuf der Franzose Rene Descartes (lateinisch:

Cartesius).