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Staatsbegriff (als subjektivistisch und utilitarisch), sowie in der Naturalisierung des

Geistes, sofern er als ein Unpersönlich-Allgemeines gefaßt wird (weil er nicht

selbst Substanz, sondern Attribut ist); dagegen m e t a p h y s i s c h e B e -

s t a n d t e i l e , insofern der Gottesbegriff und Substanzbegriff die Mitte der

ganzen Lehre bildete. Endlich fehlt auch nicht ein großer m y s t i s c h e r Z u g . /

Die Betrachtung der Dinge unter dem Gesichtspunkte der Ewigkeit, sub specie

aeternitatis, und die geistige Gottesliebe, amor Dei i n t e l l e c t u a l i s , sind mit

Recht oft gerühmt worden. Sie war es, die Goethe und Schelling anzog.

Innere Fehlerhaftigkeit wie Descartes wird man von seinen Anfangsbegriffen

her dem Spinozistischen Gebäude nicht leicht nachsagen können, wohl aber, daß es

ein M i s c h g e b i l d e sei. Die empiristischen und die metaphysischen Bestand-

teile sind in Spinozas Lehrgebäude in widersprechender Weise vermengt.

Außerdem hat aber das Lehrgebäude noch andere Gebrechen. Der Individualis-

mus der Sitten- und Gesellschaftslehre Spinozas liegt klar zutage, hat aber keine

Grundlage in einem erkenntnistheoretischen Subjektivismus. Auf den Haupt-

gedanken, wonach die Dinge nach derselben Notwendigkeit aus dem Absoluten

hervorgehen wie die Eigenschaften des Dreieckes aus dessen Idee, ist zu erwidern:

1.

Aus dem endlichen, bedingten Dreieck folgen nur endliche, bedingte Eigen-

schaften, wie soll aber aus dem Absoluten, Unbedingten, Unendlichen das Be-

dingte, Endliche hervorgehen? Das Bild des „Dreieckes“ und der Begriff der

„geometrischen Notwendigkeit“ beweist also gar nichts.

2.

Selbst wenn dieser Mangel nicht bestünde, wäre noch nicht erklärt, wieso

Veränderliches, Werdendes aus dem Absoluten, das an sich ewig, unveränderlich

ist, hervorgehen könnte. Der Begriff der „Modi“ wird in dieser Hinsicht nicht

entwickelt.

3.

Auch davon, daß in dem Absoluten Schöpfertum aufgewiesen werden müsse,

welches sowohl die Gottheit als Leben wie das Geschöpf als veränderlich und als

nicht von gleicher Art mit dem Schöpfer begreiflich machen könnte, spricht Spi-

noza nicht. Ihm geht der Begriff des Schaffens in jeder Form ab und darum fehlen

auch die M i t t e l g l i e d e r zwischen Gott und Welt. Spinoza kennt solche we-

der in Form einer Ideenlehre, noch einer Dialektik, noch einer Ganzheitslehre.

Eine Metaphysik ohne Vermittlungslehre kann aber nicht bestehen.

C . G e o r g e B e r k e l e y

1

(1684—1753)

Berkeley geht von der Empfindung und Einzel Vorstellung aus, erklärt wie

L o c k e , daß unsere Vorstellungen („Ideen“) das einzig Erkennbare seien und

betont ihre Subjektivität. Die Allgemeinbegriffe seien in Wahrheit Einzelvor-

stellungen (partikular). Das ist Empirismus, und zwar in Form von Sensua-

lismus und Nominalismus. Die Dinge existieren nur in unserer Vorstellung. Ber-

keley führt den Sensualismus auf das entschiedenste zu Ende. Das Sein der Dinge

ist „Perzipiertwerden“ (esse = percipi). Die Vorstellungen sind das einzig Wirk-

1

George Berkeley: A treatise concerning the Principles of human knowledge,

London 1710, deutsch: Die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis, Berlin 1869

(= Philosophische Bibliothek, Bd 12).