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G .

R ü c k b l i c k a u f d i e F e h l - u n d M i s c h s y s t e m e

Blicken wir auf die Fehl- und Mischsysteme des Idealismus zu-

rück, so verstehen wir das Unheilvolle, das sie für die Geschichte der

Philosophie bedeuten. Während die empiristischen Lehrgebäude

hinter ihren Verschiedenheiten die Gemeinsamkeit unschwer erken-

nen lassen, verdecken sogar die echten idealistischen Lehrgebäude,

geschweige denn die gemischten, durch völlig verschiedene Aus-

gangspunkte, Systemzusammenhänge und Kunstausdrücke ihre in-

neren Verwandtschaften, und das auch dem geübten Auge, wie uns

die Geschichtsschreiber der Philosophie beweisen.

Ä u ß e r l i c h gesehen, stellt sich die Geschichte der Philosophie

so dar, daß jede von einem bestimmten Grundgedanken ausging,

diese einander widersprechen und also die Philosophie etwas Ab-

surdes wäre. Etwa: Cartesius ging von dem Zweifel und dem cogito

ergo sum aus; Spinoza von der absoluten Substanz, ihren Attribu-

ten und Modi; Leibniz von der Monade; Jacobi von der Trennung

des Glaubens und Wissens; Kant von der abstrakten Frage: Wie

sind synthetische Urteile a priori möglich? Fichte von der Selbst-

setzung des Ich; Schel- / ling von der Frage: Wie kommt die Na-

tur dazu, erkannt zu werden?; Schopenhauer von der Welt als

Wille und Vorstellung; Hegel vom leeren Sein und der Weltver-

nunft. — So gesehen, gleicht die Philosophie allerdings mehr einer

Sammlung krauser Gelehrsamkeiten als dem Zeughause der Wahr-

heit, besonders wenn man noch die sonstige Verschiedenheit der

Kunstausdrücke hinzunimmt, welche seit Kant noch mehr als früher

die einzelnen Begriffsgebäude trennt.

S c h a l t e t m a n d a g e g e n d i e F e h l - u n d M i s c h -

systeme aus, dann vereinfacht sich das Bild der Geschichte der

Philosophie wesentlich. Klare Umrisse treten hervor, das Gemein-

same, das durch die als echt anzuerkennenden Lehrgebäude hin-

durchgeht, wird mehr und mehr sichtbar.

Geht man noch tiefer und blickt auf das Innere der Systeme, das

heißt prüft man das Verhältnis des Begriffsgebäudes zur Erlebnis-

grundlage, dann zeigen die Philosophien ein ganz anderes Antlitz.

Wie ihr f o r m e l l e r A n f a n g s b e g r i f f aussieht, ist durch-

aus nicht entscheidend. Die Frage ist vielmehr, welcher ihr sy-

s t e m b e s t i m m e n d e r B e g r i f f ist und welcher inneren