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315

in a t h e i s t i s c h e n N i h i l i s m u s . Aber um so viel mehr Nietzsche dar-

unter leidet und sich dagegen aufbäumt, um so größer ist er als Schopenhauer.

Nietzsche begann als Anhänger Schopenhauers, stieß aber später dessen Meta-

physik aus. Beider Einfluß reicht bis in die heutigen Tage. Beide waren krankhafte

Persönlichkeiten.

Verhängnisvoll ist Nietzsche geworden durch seine Skepsis gegen den Geist,

über den er das V i t a l e stellt. Damit ist aber ein falscher Gegensatz aufgestellt

und ferner das Elementare, Primitive auf den Schild gehoben, die einzig / wahre

Quelle aller Kultur und aller höheren Bildung, der G e i s t , dagegen herab-

gesetzt! Dieser teufliche Irrtum, der heute von verschiedenen Afterphilosophen

gefeiert wird, beruht zuletzt auf einer groben Verwechslung des bloß Verstan-

desmäßigen, Rationalen mit dem Geistigen überhaupt, während in Wahrheit

das Rationale nur das fortbildende, logisch ausarbeitende Element des Geistes ist,

dessen letzter Grund in der E i n g e b u n g Hegt — einem Überrationalen also,

welches hoch über bloßer Vitalität steht. Der Geist ist nicht „Widersacher“ des

Lebens, das Leben aber nur Grundlage des Geistes.

F .

D i e h e u t i g e d e u t s c h e P h i l o s o p h i e

Seit dem Erlöschen der Schulen Schellings, Hegels, Baaders und des Spät-

idealismus

1

führt die deutsche Philosophie ein rühmloses Dasein. Zuerst

herrschte der Materialismus

2

und Positivimus

3

offen, heute versteckt als „N e u -

p o s i t i v i s m u s “

4

. — Die etwa in den sechziger Jahren aufgekommene, auch

heute noch mächtige n e u k a n t i s c h e S c h u l e wurde schon gekennzeich-

net

5

; ähnlich wie die neukantische ist die von dieser und Franz Brentano her-

kommende sogenannte P h ä n o m e n o l o g i s c h e S c h u l e von unfrucht-

baren Sophismen beherrscht

6

.

Der N e u t h o m i s m u s fußt im wesentlichen auf aristotelischen Begriffen

7

.

Als N e u i d e a l i s t e n sind zu nennen: G u s t a v T h e o d o r F e c h -

n e r

8

; H e r m a n n L o t z e

9

; R u d o l p h E u c k e n (

1926)

10

; von Heu-

tigen: Max W u n d t (geboren 1879)

11

.

1

Siehe oben S. 300 f.

2

Siehe oben S. 48 f.

3

Siehe oben S. 42 f.

4

Siehe oben S. 48 f.

5

Siehe oben S. 97 f.

6

Edmund Husserl: Logische Untersuchungen, 2. Aufl., Halle 1921; Ideen zu

einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, Halle 1913.

7

Vgl. Joseph Geyser: Einige Hauptprobleme der Metaphysik, mit besonde-

rer Bezugnahme auf die Kritik Kants, Freiburg i. Br. 1923; Joseph Lenz: Vor-

schule der Weisheit, Würzburg 1941.

8

Siehe oben S. 301.

9

Siehe oben S. 97.

10

Rudolph Eucken: Die Lebensanschauungen der großen Denker, 18. Aufl.,

Leipzig 1923.

11

Max Wundt: Ewigkeit und Endlichkeit, Grundzüge der Wesenlehre, Stutt-

gart 1937; Kant als Metaphysiker, Stuttgart 1924; Fichte-Forschungen, Stutt-

gart 1929.